Trash-Pop: Diese 4 Newcomer*innen solltet Ihr auf jeden Fall kennen
Schlechte Texte, billige Aufmachung und viele Tierbabys? So klingt die Klischee-Vorstellung von Trash. Wir stellen Euch vier Acts vor, die zeigen, wie man Trash-Pop besser macht.
Besser als fliegende Cheerleader-Hunde und banale Aufmachung: Wir stellen Euch vier Newcomer*innen vor, die zeigen, wie man Trash-Pop richtig macht.
Ob nand mit Songs wie „Aperol Spritz“ und „wohlfühlen“ oder Dilla mit „Erstmal Essen“. Fakt ist: Jede*r kann sich mit ihren Texten identifizieren. Immerhin haben wir diesen Sommer doch alle mindestens einen Aperol Spritz geschlürft oder uns für leckeres Essen und gegen wilde Nächte entschieden.
Besonders Stücke, die teils unkonventionellen, aber konkreten Alltagsbezug mitbringen, erhalten Aufmerksamkeit am Trash-Himmel und decken mit ihren einprägsamen Lyrics die vermeintlich individuelle Erlebenswelt einer breiten Masse ab.
Wir präsentieren Euch vier Künstler*innen, deren „Trash“ Ihr kennen solltet.
1. Dilla
In ihren eigens komponierten und produzierten Songs behandelt die Berlinerin Gen-Z-Themen wie kaum eine andere. Dilla fordert mit viel Bass und dekadenter Kick zum Tanzen auf. Als eine der wenigen deutschen Produzentinnen vereint sie in ihrer Musik Pop, HipHop, Funk, Neue Deutsche Welle und Techno.
Amadea Ackermann, so heißt Dilla mit bürgerlichem Namen, studierte in München an der Hochschule für Jazzgesang, bevor sie zum Musikmachen nach Berlin zog. Unter ihrem Klarnamen Amadea veröffentlicht die zweisprachig aufgewachsene Musikerin bereits seit 2019 ihre Werke, allerdings ausschließlich auf Englisch. Seit 2021 tut sie dies auch auf Deutsch. Ihre Musik beschreibt sie dabei auf Spotify ironisch mit: „Klingt billig und auch einfach nicht so gut.“
2021 ist ihre erste EP VIER TAGE IN BERLIN in Kooperation mit timmyT erschienen. Zum Start legen wir Euch ihre Songs „photosynthese“ (2021) und „Erstmal Essen“ (2022) nahe. Falls Ihr Euch in Dillas, äh Amadeas englische Werke einhören möchtet, können wir „Body“ (2021) empfehlen.
Hier gibt es alle Hits der Musikerin in einer gesammelten Playlist.
2. nand
Nand ist ein Paradebeispiel dafür, dass heutzutage kein Musiklabel mehr zwingend notwendig ist, um in die Branche einzusteigen. Auf seine Vier-Track-EP 0815 (2019) folgte, ebenso in Eigenregie, das Album GUTGEHEN (2020). Darauf befindet sich auch die Nummer „wohlfühlen“, die ihm endgültig zu Bekanntheit verhalf. Danach erschienen in gerade einmal zwei Jahren zwei EPs (obwohl eine davon mit zwölf Songs eigentlich eher einem Album gleicht), zehn Singles und ein Album.
Mittlerweile mit eigenem Team ausgestattet, produziert und komponiert der Künstler seine Werke dennoch selbst. Dies tut Ferdinand Kirch, der Mann hinter nand, so nostalgisch und trashig wie nötig. Nand klingt nach „Neue Neue Deutsche Welle“, indem er sich der Charakteristika von New Wave bedient und diese mit modernen Sounds kombiniert.
Nach „wohlfühlen“ folgte „Aperol Spritz“ (2021). Im Intro erklingt eine cheesy Klaviermelodie und man hört das Einschenken eines Getränks. Im Song beschreibt der Musiker einen klassischen Sommertag mit der Person seines Begehrens samt Berührungen, positiven Gefühlen und schönem Wetter: „Babe ich fühl mich wohl mit dir, du schaust hammer gut aus / Ich liebe deine Haare man, fuck bin ich gut drauf.“
Das Musikvideo gibt es hier:
Nächstes Jahr geht nand auf Tour, hier die Termine für 2023:
- 10. Februar: Club Stereo, Nürnberg
- 11. Februar: STROM, München
- 01. März: Milchsackfabrik, Frankfurt
- 02. März: clubCANN, Stuttgart
- 15. März: Naumanns (Felsenkeller), Leipzig
- 16. März: Kulturzentrum Moritzhof, Magdeburg
- 21. März: FZW, Dortmund
- 22. März: YUCA, Köln
- 23. März: Gleis 22, Münster
- 24. März: Molotow, Hamburg
- 01. April: Café Cairo, Würzburg
3. Fuffifufzich
Gegelte Haare und Sonnenbrille = Fuffifufzich. So könnte die Gleichung zur Beschreibung der Musikerin vielleicht aufgehen. Ihre Musik, angereichert mit gesprochenen Dialogen auf „Denglisch“, klingt nach seichten Synth-Wellen, Lo-Fi und Pop der 90er. Die DIY-Ästhetik, sowohl in Bild als auch in Ton, erzeugt Nähe, die Fuffifufzich inhaltlich durch die Thematisierung von Großstadt-Erlebnissen, viel „Love“ und der Beschreibung alltäglicher Gedanken ausweitet. Nach eigenen Angaben inspirieren die Musikerin vor allem Rio Reiser, Ton Steine Scherben, Herbert Grönemeyer und Easter.
Eigentlich ist Vanessa Loibl aka Fuffifufzich ausgebildete Schauspielerin. Mit zehn Jahren spielte sie bereits die Rolle der Nicole Deile in der Soap „Marienhof“, nach dem Abitur folgte das Schauspielstudium an der Universität der Künste Berlin. Die folgenden Jahre war Loibl Teil verschiedener deutscher Ensembles sowie Fernseh-, Kino- und Hörspielproduktionen.
2019 kursierte vor allem folgende prägnante Songzeile aus ihrer ersten Single „Heartbreakerei“ (feat. Magic Island): „Hallo 1-1-0, ist da die Po-Po-lizei. Ich möchte Anzeige erstatten wegen Heartbreakerei.“ Auf ihr Debüt samt Musikvideo folgten sechs weitere Singles, die alle auch auf ihrer ersten Platte HEARTBREAKEREI (2022) erschienen sind.
Ihre Produktionen lassen unschwer erkennen: Bei Fuffifufzich geht es viel um Liebe. Damit auch Ihr Euch in die Musikerin verliebt, empfehlen wir den fünften und sechsten Titel „Zur Hilfe“ und „Kontrollverlust“ auf HEARTBREAKEREI.
4. Tropikel Ltd
Tropikel Ltd vereinen in ihrer Musik alle drei vorgestellten Acts: Gen-Z-Themen wie Dilla, Retro-Romantik von Fuffifufzich und einen ähnlichen Sound wie nand. Kein Wunder, dass die Berliner schon einige Features in ihrer Spotify-Biografie verzeichnen konnten.
Dabei scheint das Trio ein Gespür für Newcomer*innen zu besitzen: Tropikel Ltd haben mit all denen bereits Songs herausgebracht, die jetzt in immer mehr Playlisten auftauchen. Zwei Beispiele sind Young Meyerlack („Aroma“ (2021)) und futurebae („Puls 1000“ (2021) und „Immer Sommer“ (2021)). Mit ihrem diesjährigen Remix zu „Quanto Costa“ von Roy Bianco & Die Abbrunzati Boys hat die Formation sich in ihrer jüngsten Produktion außerdem an Neoschlager heran getraut.
Aber die Berliner können auch ganz ohne Feature. Das zeigen sie auf ihrer jüngsten Sieben-Track-EP ACHTUNG FRAGILE (2022). Klanglich vereinen sie darauf musikalische Eigenschaften des New Wave mit 2000er Pop-Hymnen und dem modernen Sound der 2020er-Jahre. Starke Toms prallen auf düstere Retro-Synthesizer und Auto-Tune-Gesang voller Anglizismen.