Little Big Planet 2 :: Die Rückkehr des Sackgesichts

Selbst hartgesottene Männer verlieren die strengen Gesichtszüge, sobald sie Sackboy sehen. Typisches Kindchenschema: ein überproportional großer Kopf mit schwarzen Kulleraugen auf schmalen Schultern. Seine Oberfläche scheint aus braunem, kratzigem Strick zu bestehen. Als entspringe er einem dieser DIY-Webshops, in dem Hipstermädchen selbst genähte Kuscheltiere für Erwachsene verkaufen. Wegen seiner ultimativen, alle Geschlechtergrenzen überwindenden Niedlichkeit ist Sackboy innerhalb kürzester Zeit das Maskottchen von Sonys Spielesparte geworden. Und wegen der großartigen Grafik und dem hohen Maß an Spielereinbindung ist Sackboys Welt Little Big Planet eine Referenz für die Playstation 3. Denn der DIY-Gedanke greift auch im Gameplay des auf Kooperation ausgelegten Jump’n’Runs. Spieler werden angehalten, nicht nur ihre Spielfigur nach Gutdünken zu verkleiden, sondern die komplette Spielwelt zu dekorieren und umzubauen und in einem Editor eigene Levels zu gestalten und ihre Physik zu bestimmen und dann anderen Spielern über das Playstation Network zur Verfügung zu stellen. Sonys Marketing-Formel „Play, Create, Share“ trifft es da schon auf den Punkt. Es gibt Hunderte Welten, die nicht durch die Hände von Sonys Designern gegangen sind, die Zombies enthalten oder an das Spiel Shadow of the Colossus erinnern. Auf diesen Prinzipien – Niedlichkeit, Kooperation, DIY – basiert auch Little Big Planet 2, das uns im Singleplayer-Modus durch die dominanten Epochen der Erdgeschichte jagt. Nur, dass es noch mehr unterschiedliche Materialen und Verkleidungen, Aufkleber und Gadgets gibt, unendlich und nahezu unübersichtlich viel. Nicht nur Levels können gestaltet werden, sondern auch kleine Helfershelfer, sogenannte Sackbots. Interessant ist hier weniger das Oberflächendesign der Sackbots, mehr ihr Verhalten, das ebenso definiert werden kann. Flüchten sie vor Gegnern oder greifen sie an? Meiden sie bestimmte Materialen? Laufen sie vor oder hinter uns? Little Big Planet 2 ist ein Jump’n’Run mit einer unglaublich grandiosen Grafik und einem manchmal etwas hakeligen Gameplay. Vor allem aber ist es eine großartige interaktive Tool-Box für selbst gebastelte Levels und Kulissen für Machinima-Filme. Und damit ein interaktives Kinderzimmer für Erwachsene.