Rafael Horzon :: Das weisse Buch

Autobiografisches einer Berlin-Mitte-Figur

Ausdrücklich hat Rafael Horzon – Akademiegründer, Regalbauer, Berlin-Mitte-Bewohner – sein Buch in Interviews als Unternehmerbiografie bezeichnet, als Sachbuch mithin, nicht als Roman. Insofern ist die Schlüsselstelle des Buches die, an der der Erzähler einem Studenten erläutert, dass, wenn alles, was ein Mensch zu Kunst erkläre, tatsächlich Kunst sei, dann gelte auch: „Wenn ich diesen Möbelladen nun nicht zu Kunst erkläre, dann ist er natürlich auch keine Kunst, sondern ein Möbelladen.“ Also ist dieses Buch eben darum kein Roman, weil sein Autor es zum Sachbuch erklärt – auch wenn es voller romanhafter Stilmittel steckt, wie etwa dem wiederholten Auftreten einer rätselhaften Hellseherin. Und wenn man Niklas Luhmann glauben darf, funktioniert das Wirtschaftssystem über den Code zahlen/nicht-zahlen – für etliche Geschäftsideen des Unternehmers Horzon allerdings zahlte nie irgendjemand etwas. Doch das soll nicht die Tatsache nicht schmälern, dass es wohl noch keine Unternehmerbiografie gibt, die so sensibel erzählt (immerzu muss der Erzähler weinen), so lustig ist (wunderbar die Passage mit Christian Kracht beim Regalausliefern) und so herrlich verwirrt, dass sie doch immer wieder als Roman besprochen wurde.

(Suhrkamp, 216 Seiten, 15 Euro)

www.dasweissebuch.de