Primal Scream

Beautiful Future

Neun Alben haben Primal Scream gebraucht, um beim Pop anzukommen. 26 Jahre voller Ecstasy-Rave, Downbeat, Jangle, Blues, Stadionrock, Techno, LoFi-Indie, Dub, BigBeat – undnu? Weihnachtsglocken, Klatschehändchen, Discosynths, Sommer- gitarre und Bobby Gillespie singt „Oooohh, you got a beautiful future“. Was? Der Mann, der „Kill All Hippies“ skandierte und „Make Poverty History“-Banner kurzerhand zu „Make Israel History“-Bannern umgestaltete, verspricht uns eine rosige Zukunft? Aber nein. Hört man mal neben den ekstatischen Refrain, geht es da um „empty houses, burning cars, naked bodies hanging from the trees“. Aha, it’s called Sarkasmus – neben der steten Neuerfindung eine der Dauerkomponenten im Schaffen Gillespies, der diesmal eben ein Poppaket schnürt.Und was ein zeitgemäßes Poppaket „mit allen Schikanen“ sein will, das hat auch ordentlich Gaststars drinnen. Hier sind’s Lovefoxxx (als Duettpartnerin im trippigen „I Love To Hurt [You Love To Be Hurt]“), Linda Thompson (als Duettpartnerin im gar nicht mal so originalungetreuen Fleetwood-Mac-Cover „Over & Over”) und Josh Hommes Gitarrenspiel im Josh-Homme-igen Wüstling „Necro Kex Blues“. Vielleicht fehlt hier etwas von der Radikalität, die man bei dieser Band so lieb gewonnen hatte. Vielleicht fehlen die ganz tiefen Tiefen. Mit Sicherheit ist BEAUTIFUL FUTURE aber – insbesondere für ein Alterswerk – ein sehr zufriedenstellendes Album, das keinen Bruch im großartigen Katalog Primal Screams darstellt.

Stephan Rehm – 01.08.2008

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