Iron And Wine

The Shepherd’s Dog

Einen Moment, da eine unterproduzierte Gitarre ein paar dezente Akkorde erklingen lässt, scheint es, als wollten Iron And Wine in Person von Singer/Songwriter Sam Beam sich wieder dem LoFi-Sound ihrer ersten Platten erinnern. Dann aber entschließt sich „Pagan Angel And A Borrowed Car“, das THE SHEPHERD’S DOG eröffnet, zur radikalen Kehrtwende und brilliert als klangtechnisch raumfüllender Breitwand-Folk mit indischen Einsprengseln. Deutlicher hätte Beam, studierter Filmkünstler und in diesem Metier als Dozent tätig, seinen aktuellen Standpunkt kaum formulieren können. Die Zeiten der Zurückhaltung und des Understatements sind vorbei, was nun folgt, weiß seine großen Ambitionen kaum zu verhehlen – und möchte dies auch gar nicht. Schon für seine, 2002 als THE CREEK DRANK THE CRADLE veröffentlichten, ersten Heimaufnahmen ein wenig frühzeitig als der neue Young/Drake/ Smith gefeiert, bewegen sich Beams Kompositonen und ihre Präsentation damit erstmals auf einem gleichwertigen Qualitätslevel.Beam zeigt sich seinen in ganz andere Höhen gesteigerten Ansprüchen mehr als gewachsen. So ist THE SHEPHERD’S DOG alles andere als klanglich atemberaubendes Blendwerk, sondern auch songwriterisch das bisher anspruchsvollste Werk aus der Feder Beams, dessen oft düstere Texte so gar nicht mit dem Klischee seines heimatlichen Sonnenstaats Florida zusammenpassen wollen. Vom fast schon fröhlichen „The Devil Never Sleeps“, dem nachdenklichen „Peace Beneath The City“ und dem druckvollen „White Tooth Man“ bis zum dunklen „Boy With A Coin“ spannt er dabei einen zwar weiten, trotzdem jederzeit nachvollziehbaren Songwriting-Bogen. Der zudem eines deutlich vor Augen führt: Hier ist jemand am Werk, der bei der zukünftigen Entwicklung des Folk ein entscheidendes Wort mitzureden haben wird.

Arnulf Woock – 09.10.2007

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