Kaiser Chiefs
Off With Their Heads
Polydor (Universal) 17.10.2008
Brit-Pop: Die Kaiser Chiefs gehen nach ihrem vollkommen misslungenen zweiten Album zwei schritte nach vorne!
Es gab mal eine Zeit, da war es schrecklich cool, die Kaiser Chiefs toll zu finden. Das ging zwei Monate, danach war es ganz furchtbar uncool, zu „Oh My God“ auf der Tanzfläche zu stehen. Die Band wurde Opfer des Hypes: ein Pop-Album mit Songs, die wie mittelprächtige Blur-B-Seiten klangen, kann zwar schön sein, aber ist einfach nichts für den dauerhaften Hörgenuss. Nach etlichen tollen Konzerten und einem vollkommen misslungenen zweiten Album nun also OFF WITH THEIR HEADS. Das Beste vorweg: Die Chiefs verzichten auf „Nana-Nana-Na-Na“ und unterlassen es auch, den einfachen Weg zu gehen – die Songs kommen sperriger daher, weisen wesentlich anspruchsvollere Strukturen und breite Instrumentierung auf. Es ist spürbar, dass die Band sich neu orientiert, viel XTC und Paul McCartney gehört hat.Allerdings zieht sich das große Problem der Band auch durch ihr drittes Album: Zwischen wirklich tollen Songs finden sich immer wieder Lieder, die unspektakulär vor sich hin rocken und einfach nicht im Ohr hängen bleiben. Bei elf Songs kann man sich danach nur an fünf erinnern. Wenn es mal gut wird, ist es dafür aber doppelt so gut wie zuvor („Good Days, Bad Days“, „Half The Truth“, „Tomato In The Rain“). Mit „Remember You’re A Girl“ schafft es die Band sogar, eine gute Ballade zu schreiben. Nach 35 Minuten Spieldauer bietet sich einem somit ein etwas zerrissenes Bild: perfekte Ohrwürmer reihen sich an Eintags- fliegen, gutes Songwriting an 08/15-Rocksongs. Vielleicht sind die Kaiser Chiefs genau an dem Punkt, an dem XTC nach der Veröffentlichung ihres Debüts standen: Die Songs und die Richtung stimmen, aber es fehlt der Rahmen, in den all das gebracht werden muss. Vielleicht muss man OFF WITH THEIR HEADS auch einfach nur mehr Zeit geben.