20 Jahre nach Euro-Dance gräbt unser Lieblingssatiriker Heinz Strunk dieses verloren gehoffte Genre wieder aus. Und hat damit ein sehr lustiges neues Album aufgenommen, dessen Musik schon eine Parodie für sich ist.

In der Mitte ertönt ein Furzwitz. Heinz Strunk braucht unbedingt einen neuen „Analdämpfer“, die Nuten haben sich beim alten schon aufgelöst, „Scheiß-Schmerzen sind das so“. Anderthalb Minuten später ist dieses Lied vorbei – und der geneigte Hörer mittendrin im Strunk’schen Komik-Kosmos. Auf seinem neunten Soloalbum versammelt der Parodist, Bestsellerautor und Musiker esoterische Motivationshymnen für Führungskräfte (als Soundtrack seines Erfolgsratgebers „Das Strunk-Prinzip“), Rants gegen Fernsehköche und alte dicke Menschen, Backgroundchöre wie beim Urban Cookie Collective, Refrains wie die von DJ Bobo, Drumcomputer, Blockflöten, mutmaßliche Samples von Seals „Crazy“, Rod Stewarts „Da Ya Think I’m Sexy“ in der N-Trance-Version und „Eye No“ von Prince sowie Sprechgesang im norddeutschen Schnack.

Keine Frage, SIE NANNTEN IHN DREIRAD ist ein musikalischer Ausflug zu der dunklen Seite der 90er und damit in die Zeit, die Strunk als Mitglied der „Techno-Begründer“ Fraktus angeblich selbst mit beeinflusst hat. Mit denen bringt der 52-Jährige 2015 ebenfalls ein neues Album heraus, und obwohl Songs namens „Dackelblut“ und „Überfall“ schon länger durch sein Hörspiel-Programm geistern, muss festgehalten werden: In puncto Unterhaltungswert und doppelter Ebene kann SIE NANNTEN IHN DREIRAD es Anfang 2015 locker mit NIVEAU WESHALB WARUM von Deichkind aufnehmen.