Goldfrapp
Seventh Tree
Es ist anders. Auch wenn endlich wieder Vögel zwitschern, die Tastenstreicher noch selbst die herrlichsten Sonnenuntergänge nachröten, überhaupt alles leuchtet, golden, kitzgrün, ultramarin, und Alison Goldfrapps Stimme um die Baumwipfel segelt bis jedes Wort nur noch heller Ton und Taube ist: SEVENTH TREE ist nicht FELT MOUNTAIN. Was vor allem am Songwriting liegt. Daran haben sie, raus und runter vom Club, spürbar gearbeitet und finden bei einzelnen Songs zu einer Tradition, die man den beiden Soundscapern/- eskapisten gar nicht zugetraut hätte. Wenn einem Will nicht gerade wieder das Hörfeld auf XXXL aufreißt, fallen Songs wie der schwer sentimentale Opener „Clowns“, die grammophonisch knisternde Ballade „Eat Yourself“ und das bis zum krautigen Outro „Lei-lei-lei“-leichte Liedchen „Little Bird“ auf ein entblättertes Format zurück, das beinahe „Singer-/Songwriter-Pop“ genannt werden könnte – und damit sogar eher Sally Oldfield als CocoRosie meint.Zusammen mit dem ganzen Klanggeschwurbel, an dem Will Gregory jedoch weiterhin so unbeirrbar schraubt wie seine Festlandkollegen von Air, drohen Goldfrapp ein-, zweimal fast in die seichte Meerenge vor Enyas Küstencastle abgetrieben zu werden. Gerade noch rechtzeitig bauen sie sich einen swingenden Beat unten ran, stecken sich eine lustige Astronautenmelodie an den Hut und hopsen auf dem Stück, das „Happiness“ heißt, übers Watt. Oder Will verkleidet die eben noch zur Waldfee umgeschulte Alison als Eartha Kitt und gibt bei der James-Bond-Produktionsfirma mit der sämigen Orchesterpop- rutsche „Cologne Cerrone Houdini“ seine längst fällige Soundtrackbewerbung ab. So oder so, SEVENTH TREE gibt Goldfrapp, die von Anfang an vor allem eine Frage von Sound, Form und Funktion waren, auf jeden Fall die Gewissheit: Es gibt ein Morgen… Und davor mindestens acht, neun Sonnen- untergänge – in Technicolor.
Oliver Götz – 28.02.2008
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