Der Art-Indie-Rock aus Kanada ist fast so abwechslungsreich und verschlungen wie das Leben.

Live hard, die young. Das war der Rock’n’Roll, das war einmal. Gut, so richtig ernst genommen haben das nur wenige, und die sind – eben – tot. Heute singen Viet Cong stattdessen: „If we’re lucky we’ll get old and die.“ Die Hoffnung auf ein langes Leben als Gegenstand eines Rocksongs? Ist gewöhnungsbedürftig, aber, das beweist die kanadische Band, funktioniert. Viet Cong sind hervorgegangen aus den semilegendären Women, die Geschichte wurden, als ihr Gitarrist 2012 verstarb. Nun bilden Women-Bassist Matt Flegel und -Schlagzeuger Mike Wallace den Nukleus von Viet Cong und führen auf ihrem Debüt fort, was Women begonnen hatten: sperrigen, mitunter richtungslosen, dafür aber selten vorhersehbaren Art-Rock in Indie-Ästhetik. Soll heißen: Räudige Gitarren wechseln sich ab mit seltsamem Geplunker und Ausflügen ins Atonale, die Stimmung verwandelt sich ohne Vorwarnung von Dreitageregen in Sonnenschein, die Melodien sind durchaus eingängig, aber verlieren sich lieber im Nichts, als in einem schmissigen Refrain zu münden. Viet Cong mögen sogar noch etwas verschlungener sein als ihre Vorgängerband, abwechslungsreicher, weniger ernsthaft, oder eben: lebendiger.