Leonard Cohen
Popular Problems
Columbia/Sony Music
Simpel, reduziert, magisch: Der kanadische Poet macht sich zum 80. Geburtstag selbst das beste Geschenk.
„Give me back the Berlin Wall, give me Stalin und St. Paul, give me Christ or give me Hiroshima, …. I’ve seen the future, baby: it is murder“, warnte er einst in „The Future“. Das ist inzwischen 22 Jahre her. Aber man fühlt sich jetzt wieder daran erinnert, im politischen Tagesgeschehen und beim Kanadier selbst. Cohen scheint über den Wahrheitsgehalt seiner Prophezeiung verblüfft zu sein. „The war was lost, the treaty’s signed, I was not caught across the line, I was not caught though many tried, I live among you well disguised“, dichtet er jetzt in „Nevermind“. Dass es um einen religiösen Kampf geht, erscheint auch wegen des orientalischen Gesangs von Donna De Lory naheliegend. Es ist ein schaurig-schönes Stück, das durch einen Groove im Stil eines Bill Withers zusätzlich aufgewertet wird. Cohen war es offenkundig wichtig, noch einmal ein Zeichen zu setzen. Nicht auf verzweifelte Weise, sondern dezent.
Das ganze Album über hat man das Gefühl, einer intimen Sitzung beizuwohnen. Gitarre, Orgel, Geige oder Schlagstöcke werden höchst sorgsam bedient. So kann man hören, was diesem Granden an beißendem Spott über die Zunge kommt. „There’s torture and there’s killing and there‘s all my bad reviews“, resümiert er amüsiert. So eine Aufzählung darf nur er sich erlauben. Und natürlich geht das und alles andere unglaublich unter die Haut. Der Vorsprung des Originals hält an, bis ins hohe Alter.