Öl ins Feuer der Retrodebatte: Summer Camp bleiben ihrem Sunshine-Pop treu. :: Wäre Morrissey eine Frau, er würde Elizabeth Sankey heißen. Die Sängerin des Pop-Duos Summer Camp hat dieses charismatische, lässige Timbre in der Stimme, das wir sonst nur dem sarkastischen Dandy zusprechen. Vielleicht oder ganz sicher der Grund, warum The-Smiths-Produzent Stephen Street sich dem zweiten Album von Sankey und Jeremy Warmsley angenommen hat. Zwar ist der Lo-Fi-Charme ihres Debüts geglättet, ihr nostalgiegeschwängerter Sunshine-Pop bewegt sich dennoch weiter auf dem schmalen Grat zwischen Eingängigkeit und Kitsch („Pink Summer“). „Two Chords“ legt nicht nur die 80er-Jahre-Passion des Duos offen, sondern versprüht mit Hawaii-Gitarre dieses Urlaubsfeeling, das uns dann doch noch mal die Last-Minute-Angebote checken lässt. Kunterbunt, unbekümmert, emotionsgeladen – Summer Camp machen zwar keinen Power-Pop, werfen aber immer noch Garagen-Dreck, Surf-Pathos und Elektro-Einsprengsel in einen Topf, um den perfekt beschwingten Song zu erschaffen. Mit dem semi-düsteren „I Got You“ und seiner packenden Gitarrenmelodie gelingt ihnen das sogar einmal. Insgesamt bleiben sie hier und dort aber zu sehr in der phrasendreschenden Naivitätssackgasse hängen. Warum der „NME“ im Zusammenhang mit Summer Camp von „LCD Soundsystem versus Donna Summer“ spricht, bleibt sein Geheimnis. SUMMER CAMP ist eher das Klassentreffen von M83, Cocteau Twins und den Beach Boys.

Sebastian Weiß

LUKE TEMPLE

GOOD MOOD FOOL

Secretly Canadian/Cargo (VÖ: 18.10.)

Im Blue-Eyed-Soul des Sängers von Here We Go Magic treffen sich ausgefuchste Grooves, süße Falsett-Melodien und ausgeleierte Kuschelradio-Sounds.