Hans Platzgumer war schon früh im Thema drin: Tod der CD! hieß sein erstes Album, das er 1987 veröffentlichte. Gerade 18 Jahre alt war er damals. Seither machte der Österreicher Musik in den Vereinigten Staaten (HP Zinker), Hamburg (Die Goldenen Zitronen) und München – zuletzt vor allem fürs Theater. Ihm platzte der Kragen, als sein Sohn aus dem Handy DJ Antoines Neureichen-Trash-Hymne „Welcome To St. Tropez“ plärren ließ: „Ich will nicht, dass du dafür was bezahlst“, sagte er. Zusammen mit dem Musikjournalisten Didi Neidhart, Chefredakteur des österreichischen Musikmagazins „Skug“, buchstabiert Platzgumer auf 120 Seiten durch, wie Musik zu Müll geworden ist – oder zumindest zu einem Wegwerfprodukt mit geringer Haltbarkeit. Das könnte schrecklich kulturkonservativ sein, wäre es nicht die Klage von einem, der Punk-Idealen anhing, Pop zu schätzen weiß, und gehörig Selbstkritik übt – ohne dadurch an argumentativem Furor zu verlieren. Eine Art Lösung gibt’s auch zum Schluss: „Wertschätzungssteigerung“ durch Verknappung – lieber solle man nur noch zehn Lieder besitzen, die dafür jedoch richtig anhören. Aber will man eine solche Manufactumisierung von Musik? Felix Bayer :: Revolte, Rock und R.E.M.

von Rodger Lyle Brown

Kennerhafter, aber netter Bericht zur College-Rock-Aufbruchszeit

Bitte nicht vom etwas blöden Titel abschrecken lassen: Im Original heißt dieses Buch „Party Out Of Bounds“, was weniger gezwungen klingt und den Inhalt weit besser einfängt. US-Journalist Rodger Lyle Browne kann von sich behaupten, bei der Party dabei gewesen zu sein. Das macht die Geschichten über Athens, jener Südstaaten-Stadt, aus der mit R.E.M. eine der wichtigsten Rockbands der letzten 30 Jahre stammt und in der die jungen Menschen vor 150 Jahren aus Langeweile den Straßenkötern Blechdosen ans Gemächt hängten, authentisch und amüsant. Er mag Athens, das merkt man, wenn er davon erzählt. Wichtiger: Er mag seine Bewohner, vor allem jene, die in den Jahren um 1980 in alternativer Kultur machten. Herrlich das Kapitel, in dem Michael Lachowski, später bei den Jangle-Poppern Pylon, aus weißen Mittelklassekids eine „gute Gang“ bilden möchte. Schön auch die Geschichten über die Frühjahre der zunächst mit ihren Frauenkleidern Aufsehen erregenden B52’s und R.E.M., die anfangs „voll in ihrer Mick- und Keith-Nummer“ aufgingen und später dafür sorgten, dass zu jedem neuen Album die Mainstream-Presse in der Stadt einfiel. Ein manchmal sehr insiderhafter, aber letztendlich doch spannender Bericht über die Frühachtziger in Athens. Jochen Overbeck