A House Safe For Tigers :: Light In The Attic/Cargo

Völlig versponnen: Songs aus dem schwedischen Exil.

Lee Hazlewoods letzter Wunsch wurde erfüllt: Auf seinem Grabstein sollte „Didn’t he ramble?“ stehen. Ins Schwafeln kam das im Jahr 2007 mit 78 Jahren verstorbene Multitalent tatsächlich öfters in seiner langjährigen Karriere: Als Produzent verpasste er dem Twang-Gitarristen Duane Eddy einen signifikanten Sound, er schaute Phil Spector über die Schultern, verwandelte Nancy Sinatra in eine emanzipierte Popikone, croonte mit ihr im Duett und stilisierte sich parallel mit seinem sonoren Bariton zur Kultfigur. Sein Umzug nach Schweden in den 70ern verblüffte, zog Spekulationen nach sich, welcher Teufel der texanischen Eiche mit dem Schnauzbart wohl auf den Fersen sei? Mit Langzeitkollaborateur Torbjörn Axelman realisierte Hazlewood im schwedischen Exil diverse Projekte. Auch den Film und den zugehörigen Soundtrack A House Safe For Tigers (Må vårt hus förskonas från tigrar) – groß orchestrierte Opulenz von eklektischem Charakter in Hazlewoods typischem Vokalstil, die auch ohne den Film funktioniert. „Souls Island“, die Hymne auf Hazlewoods zeitweiligen Wohnsitz in Gotland, fungiert als idealer Einstieg mit seinen melancholieverhangenen Streichern und dem schwelgerischen Gitarrensolo. Als Cowboy-Countrysong sendet das Titelstück mit integrierter Sehnsuchtsmundharmonika und Bläsersektion Grüße in die Heimat. Dialogfetzen aus dem Film motzen die Folkode „Our Little Boy Blue“ auf. Cooler Nashville-Sprechgesang erhebt „Sand Hill Anna And The Russian Mouse“, das sich ironisch mit Amerikas Zweiparteiensystem und dem Kalten Krieg beschäftigt, zum absoluten Glanzlicht. Fast schon wie gerappt klingt das Hoch auf die kumpelhafte Männerfreundschaft, „Lars Gunnar And Me“. Alles in allem wirkt A House Safe For Tigers ohnehin, als hätte David Axelrod Schultern mit Hazlewood gerieben, wenn Streichercouplets um die Wette zuckern, das Honky-Tonk-Piano rustikal erdet und zwischendurch Torbjörn Axelman auch mal mit schwedisch Gesprochenem eine Ballade veredelt. Kurios, einmalig und irgendwie völlig versponnen.

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