Der Walkmen-Sänger erkundet mit einer Handvoll Gastmusikern neues Terrain zwischen Indie-Pop und Rock’n’Roll.

Schon im behutsamen Piano-Opener „5 AM“ fragt Hamilton Leithauser die richtunggebende Frage seines ersten Solo-Albums: „Do you ever wonder why I sing these love songs, when I have no love at all?“ Nach 14 Jahren und sieben Alben straightem, drängendem Indie-Rock mit der New Yorker Kultband The Walkmen kann Leithauser sich solo komplett frei entfalten und trotzdem dreht sich textlich immer noch alles um das alte Leid. Musikalisch ist ein Großteil der Platte sehr aufgeräumt und der Sound bändelt dabei deutlich mit Pop-Elementen an, ohne dabei den klassischen Rock’n’Roll aus den Augen zu verlieren.

Bei größtenteils gedrosseltem Tempo scheut sich Leithauser nicht, seine markante Stimme in den Fokus zu stellen und klingt in den besten Momenten wie ein junger Bob Dylan. Songs wie die überragende Vorab-Single „Alexandra“ ähneln dennoch den neueren Walkmen – einzig die Mundharmonika, die sich hier immer wieder in den Vordergrund drängeln will, hätte er bei den anderen Bandmitgliedern nicht durchbekommen.

Ansonsten finden sich unter den zehn dynamischen Stücken, in denen Leithauser unter anderem Unterstützung von Vampire Weekender Rostam Batmanglij, Shins Multiinstrumentalist Richard Swift und Morgan Henderson von den Fleet Foxes bekommt, klassische Klavierstücke („St. Mary’s County“), viele sanfte Gitarrenstücke mit gelegentlichen Streicherpassagen („Self Pity“) und sogar ein Schunkel-Song („I Retired“), bei dem gefühlt gleich alle seine neuen Freunde im Hintergrund mit einstimmen.

Mit Spielwitz und Freude an dem kleinen Extra-Element, der besonders ausgeklügelten Bassline oder der einen Vokalspur mehr, merkt man der Platte an, wie viel Spaß das Aufnehmen gemacht haben muss. Fans gerade der älteren Walkmen mögen hier zwar ihre Probleme haben, da die zehn Stücke musikalisch von dem zehn Jahre alten Walkmen-Übersong „The Rat“ gar nicht weiter weg sein könnten. Aber das sind nicht Leithausers Probleme. Seine Probleme hat er, wie eingangs erwähnt, vor allem mit der Liebe.

Doch auch wenn der Titel BLACK HOURS anderes vermuten lässt, überwiegt hier ein positiver Grundtenor. Ende vergangenen Jahres vermeldete Walkmen-Bassist Peter Bauer, dass seine Band eine „extreme Auszeit“ nehmen würde und dass man keine weiteren gemeinsamen Pläne habe. Der Niedergang der Walkmen bedeutet den Aufstieg ihres Sängers. Daran kann man sich überraschend gerne gewöhnen.