Eno/Hyde
Someday World
Warp/Rough Trade
Die Zusammenarbeit des Ambient-Erfinders mit dem Underworld-Mann ergibt Songs, mal rumpelig, mal polyrhythmisch afrikanisch.
Wie stellt man sich ein gemeinsames Album von Brian Eno und Karl Hyde von Underworld vor? Sphärische Soundscapes, ab und zu ein verhaltener Beat, keine Songstrukturen, kein Gesang. SOMEDAY WORLD ist das genaue Gegenteil davon. Eno und Hyde – bisherige lose Verbindung: Remixtätigkeit des Älteren für den nicht wesentlich Jüngeren – haben ein Songalbum aufgenommen, das aufs erste Hören Ähnlichkeiten mit dem rumpeligen, unberechenbaren Glam-Rock auf Enos erstem Soloalbum HERE COME THE WARM JETS aufweist, dieser Musik, der man Enos kurz vorher beendete Mitgliedschaft bei Roxy Music noch angehört hat.
Mit einem Dutzend Gastmusikern – darunter Andy Mackay (Roxy Music) und Will Champion (Coldplay) – haben Eno und Hyde neun Songs aufgenommen, die auf polyrhythmischen musikalischen Skizzen des Ambient-Erfinders basieren. Eno nennt sie „Reickuti“, nach Steve Reich und Fela Kuti. Und tatsächlich klingt manches auf dem Album strukturell nach Afrobeat durch die Trance-artigen Repetitionsmuster – und da sind Eno und Hyde ganz nah zusammen. Aber wie so oft liest sich das spannender, als es klingt. Was losgelöst als Song hervorragend funktioniert („The Satellites“, „Strip It Down“, „Mother Of A Dog“), wirkt auf Albumlänge distanziert und manchmal beiläufig.