Der Berliner findet zwischen Kinderzimmer und Garage besten Weirdo-Pop.

Chris Imler war schon immer allerhand. Meistens Schlagzeuger, oft Witzbold, immer Charmeur bei Golden Showers, Oum Shatt, Die Türen oder Driver & Driver, für Peaches und Maximilian Hecker und nicht zuletzt eine Institution der Berliner Nachtkultur mit Menjou- Bärtchen als Markenzeichen.

Aber eines war Imler bislang noch nie: musikalisch auf sich allein gestellt. NERVÖS heißt sein Solodebüt, und wie es sich für einen Schlagzeuger gehört, ist es rhythmisch anspruchsvoll geworden. Aber nicht nur. Während Imlers Drums im Clinch liegen mit flatternden Computer-Beats, besingt er nicht „Schweinsoberleder“, obwohl der Song so heißt, verarbeitet seine Augsburger Herkunft („Arbeiterjunge“) und seine Ängste als Künstler („Ausziehen“). Im Titellied lässt Imler chinesische Harmonien und fröhliches Handclapping auftreten, um den Schwebezustand kurz vorm Durchdrehen zu beschreiben.

Mit einer Stimme, die klingt, als würde sie ständig über sich selbst schmunzeln, singt er: „Ich mach’ mir Sorgen wegen Norwegen.“ Unterstützt von Schneider TM findet Imler zwischen Electro-Punk und Kinderlied, Garagenrock und Avantgarde, Blödsinn und Irrsinn nicht nur zielsicher seine Nische, sondern auch arg schräge, großartige Popmusik.