Die Post-Rocker Mogwai verfeinern ihren Sound und holen noch mehr Keyboards in ihre Stücke.

Das Cover: verdächtig. Der Titel des Albums: auch sehr verdächtig. Der Inhalt: bestätigt den Verdacht auf Rave natürlich nicht. Vor allem dann, wenn man „Rave“ gleichsetzt mit elektronisch generierter Musik für pillenschluckende Tanz-Nerds, die es vor ein paar Jahrzehnten in entlegene Lagerhallen und leerstehende Gebäude zog, Schnitzeljagd mit der Polizei inklusive. Also alles lange, bevor die Band überhaupt existierte.

Mogwai neigen einfach dazu, sich einen Spaß daraus zu machen, Songs und Platten Namen ohne einen tieferen Sinn zu geben. RAVE TAPES ist da keine Ausnahme, es sei denn, man stellt eine zwanghafte Verbindung her, als deren einzige Gemeinsamkeit die beiderseits verwendeten Tasteninstrumente herhalten müssen. Dazu Mogwai selber: „Wir benutzen dieses Mal ja wirklich ja sehr viele Synthies, aber diese unbedeutende Tatsache ist auch die einzige Gemeinsamkeit zwischen dem guten alten Rave und unserem Album.“ Diese Keyboards kommen sogar verstärkter denn je zum Einsatz, womit Mogwai die Entwicklung weg von den infernalen Gitarrensounds, dem Pendeln zwischen den Extremen Laut und Leise konsequent fortsetzen.

 Die Meister der Wall Of Sounds tragen also erneut ein paar Reihen Ziegel ab, und zufällig geschieht das nicht. Die Post-Rocker Barry Burns, Dominic Aitchison, Stuart Braithwaite, Martin Bulloch und John Cummings empfinden das Kreisen um sich selber, das Festhalten an Klischees als Scheitern. Woran sie aber nicht rütteln, ist der unverwechselbare Charakter ihrer Musik. Unabhängig davon, dass die Gitarren ihre uneingeschränkte Dominanz abgeben mussten, was den Songs aber sehr gut tut. Mittlerweile verstehen sich die Schotten ja perfekt auf träumerische Sounds wie in dem Eröffnungsstück „Heard About You Last Night“.

Was den fünf aber weiterhin schwerfällt, bleibt der Umgang mit Texten und Gesang. In „The Lord Is Out Of Control“ nimmt er durch einen Vocoder verfremdet eher die Stelle eines Instrumentes ein, weil „… wir das Gefühl haben, dass dem Song noch etwas fehlt, um ihn zu komplettieren“, so Mogwai. In „Repelish“ taucht ein Erzähler auf, spricht von Led Zeppelin und deren Song „Stairway To Heaven“, ohne dass es zu einer musikalischen Verbindung kommt. Nur in der dronigen Ballade „Blues Hour“ bleibt der Gesang konkret, aber Mogwai schließen ein ganzes Album mit Vokalstücken weiterhin aus, weil „wir uns einfach nicht wohl dabei füh- len …“ RAVE TAPES hält trotzdem wunderbar die Balance zwischen von Piano und Keyboards dominierten Tracks („No Medicine For Regret“) und rockigen Gitarren-Stücken wie „Master Card“. Mogwai gehen also weiter ihren Weg, auf dem sie bislang so wenig falsch machten.