Dem Konzept wohnt auch etwas Spukhaftes inne: Es ist die Begegnung eines in der Clubkultur Techno sozialisierten Musikers mit einem archaischen Klangkörper, der seit dem Mittelalter in Europa verbreitet ist, ein Spiel mit Formensprachen, die auf unterschiedliche Zeiten und Entstehungsorte verweisen. Weber übernimmt dabei so etwas wie die Rolle eines Kurators, der die aktuelle Technologie in einen neuen Klangzusammenhang stellt. Er spendiert der Fanbase einen Trip in die Sphären ungehörter Musik. Ansätze davon konnten wir schon auf den Vorgängeralben entdecken, Field Recordings fanden Eingang in die Aufnahmen von BLACK NOISE, sie kündeten von ganz anderen Ereignissen als jenen, die auf dem Dancefloor für gewöhnlich verhandelt werden. Für ELEMENTS OF LIGHT ließ Weber seine Erinnerungen an prägende Sounds im Labor zirkulieren – minimale Techno- und House-Sequenzen, die von Gamelan-verwandten Glockenklängen eingehüllt, fortgetragen und wieder verlassen werden, bis der Beat fast gänzlich freisteht. Abgelöst von Momenten erhabener Stille, Phasen sich verdichtender Klänge, Improvisation. Unterstützt wurde Weber von dem norwegischen Komponisten Lars Petter Hagen und sechs Perkussionisten (u.a. von Jaga Jazzist und den Osloer Philharmonikern). Die Hauptrolle kommt aber dem Carillon zu, eine Traummaschine, aus der die Geister der Vergangenheit sich klingelnd und klirrend melden. :: Jetzt, wo sie einmal da sind, mag man sich den Bildern, die sie im Kopf wachrufen, nicht mehr entziehen: Lichtermeere, gefolgt von Schattenrissspielen und dem Blitzen der Discokugel. Nach 43 Minuten und 30 Sekunden wird das Licht ausgeknipst. Beats und Bilder bleiben.

ME-Gespräch S. 54

****** der Wahnsinn

***** sehr gut

**** gut

*** ganz okay

** uninteressant