Punkrocken, bis die Million verdient ist :: Commando

von Johnny Ramone

Ehrlich, auch wenn’s peinlich wird: die Autobiografie des Ramones-Gitarristen

Altersmilde war nichts für Johnny Ramone. Schon deshalb, weil er nicht sehr alt wurde: Er starb am 15. September 2004 mit 55 Jahren. Der Prostatakrebs, an dem er litt, habe ihn weicher gemacht, schrieb er kurz vor seinem Tod, aber „mein altes Selbst gefällt mir weitaus besser. (…) Ich war gerne wütend.“ So steht es im Prolog zu der nun posthum erschienenen Autobiografie des Gitarristen der Ramones – deren gefürchteter Zuchtmeister er auch war. Seine Ramones gaben sich von Anfang an strenge Regeln: immer pünktlich bei den Auftritten sein, kein Alkohol vor Konzerten, keine langen Pausen auf der Bühne. Sie entsprangen der Arbeitsethik, die er sich noch als John Cummings auf dem Bau angeeignet hatte. Nachdem ihnen nicht mal eine Phil-Spector-Produktion den erhofften Radiohit verschaffen konnte, fasste Johnny Ramone die Band als Job auf, „bei dem es darum ging, so hart wie möglich zu arbeiten, um unsere Fans zufriedenzustellen und möglichst viel Geld dabei zu verdienen.“ Eine Million Dollar sollten es für den Ruhestand werden. 1996 war es dann so weit, die Ramones lösten sich auf.

„Commando“ liest sich wie ein Ramones-Song: schnell, auf den Punkt – und laut. Johnnys Wut richtet sich gegen seine Bandkollegen, lässt aber auch sonst kaum jemanden aus. Über eine Europa-Tournee mit den Talking Heads schreibt er: „Da waren gleich zwei Stressfaktoren: Die Talking Heads und Europa. Ich wäre fast wahnsinnig geworden.“ Seine Lästereien über Frankreich („Was für ein beschissenes Land!“) sind ein sehr lustiger Höhepunkt. Hier äußert sich ein Mann, der sich nicht schämt, als Kindskopf und Reaktionär herüberzukommen: Im Anhang findet sich eine Liste seiner zehn Lieblings-Republikaner. Ebenso offen spricht er dann auch über seine Krankheit, anrührendes Ende dieser untypischen Rockstar-Erinnerungen. Über sein Vermächtnis ist sich Johnny Ramone ganz sicher: „dass wir immer, wenn wir eine Bühne betraten, die Besten waren. Niemand kam an uns heran.“