John Roberts

Fences

Dial/Kompakt 27.5.

Electronica: Auf seinem zweiten Album collagiert der Amerikaner Samples, manipulierte Aufnahmen und Live-Instrumente zum großen Ganzen.

GLASS EIGHTS, das Debüt von John Roberts, hatten wir im Herbst 2010 noch in die Deep-House-Schublade gesteckt – aus Mangel an einem passenderen Begriff. House war als Housenummer zu verstehen, als Annäherung an eine Musik, die viel mehr bereithält, als das Genre vermuten lässt, in dessen Nähe man sie stellt. Zweieinhalb Jahre später kommt FENCES, das zweite Album des Amerikaners in Berlin. Nicht, dass man zu den Tracks, die oft auf einem vertrackten Beat vorausgaloppieren („Palace“, Mussels“), nicht vielleicht auch tanzen könnte, aber sie haben noch einiges mehr auf Lager. Roberts collagiert Samples, manipulierte Aufnahmen und Live-Instrumente zu einem größeren Ganzen, das man nicht unbedingt schlecht finden wird, wenn man die Musik der britischen Post-Bassmusiker und der amerikanischen Neo-IDM-Acts zu schätzen weiß. Der Ursprung der Sounds bleibt meist im Verborgenen – oder ist das vielleicht doch ein Cello, das die melancholische Melodie in „Calico“ spielt? Wir hören Anklänge an die Minimal Music, analoge Synthesizer, immer wieder fernöstliche Strukturen, Schichten von Sounds und Beats, die miteinander konkurrieren und ein polyrhythmisches und -melodisches Spektakel entfachen, das nicht selten die Linie zur Avantgarde überschreitet. Dass FENCES genau wie sein Vorgänger auf dem stilistisch nach oben offenen Hamburger Dial-Label erscheint, sei nur am Rande erwähnt.