The Lemonheads :: Hotel Sessions

Hall Of Records/Cargo

Alternative: das Rauschen aus dem Walkman – Evan Dando allein im Hotelzimmer, 1992

Zwei Dinge muss man mögen, um an Hotel Sessions, das als Lemonheads-CD erscheint, aber eigentlich natürlich eine Evan-Dando-Solo-Veröffentlichung ist, seinen Spaß zu haben. Einmal deftiges Rauschen. Die Stücke wurden 1992 mit einem Walkman mit Aufnahmefunktion mitgeschnitten. Und das hört man sehr, sehr deutlich. Ebenso wie einige Vögel, murmelndes Volk und den herzhaft an- und abschwellenden Straßenverkehr vor dem Zimmerfenster irgendeines Hotelkomplexes im australischen Bondi Beach, wo Lemonhead Evan Dando seinerzeit lebte. Und man muss die Art schätzen, auf die der seine Songs vorträgt. Einfach heruntergeklampft, ohne allzu große Hürden. Dabei spielt sich Dando nicht immer sklavisch am Song entlang, sondern reitet gerne mal auch freudvoll auf einem Akkord oder einer Hook herum. Und ist nicht immer ganz textsicher. Über die Jahre fing genau das an, ein wenig zu nerven. Denn zuletzt spielte Evan Dando, der wohl auch aus finanziellen Gründen gerne alleine auf Tour geht, die Songs manchmal nicht mehr komplett, sondern nur lose Zusammenfassungen davon. Man kam als Besucher seiner Konzerte also zum zweifelhaften Vergnügen, zwar an die 30, 40 Stücke zu hören zu bekommen, aber eben jeweils nur ein, zwei Strophen davon. Das ist bei Hotel Sessions natürlich anders. Sichtbar gelöst spielt sich Dando – der Top-20-Hit „Mrs. Robinson“ gab ihm die Gewissheit, mindestens zum Superstar zu werden – vor allem durch das Material des bereits aufgenommenen, aber noch nicht veröffentlichten Albums Come On Feel The Lemonheads. Das ist manchmal eher egal: Eine deutlich bessere Version von „Being Around“ war seinerzeit etwa auf der B-Seite der „Mrs Robinson“-Single zu hören, zudem gibt es jede Menge Bootlegs aus den 90er-Jahren, auf denen diese Songs enthalten sind. An anderer Stelle ist Hotel Sessions aber auch reizvoll: „I’ll Do It Anyway“ kommt mit der Randnotiz, dass der Song eigentlich auf einem Belinda-Carlisle-Album landen sollte. Endlich hört man „And So The Story Goes“, das der damalige Bassist Nic Dalton schrieb und das es nicht auf das Album schaffte, außerdem eine Dando-Version von „Superhero“, eigentlich ein Stück von Smudge, die eineinhalb Jahre später auch in Deutschland im Vorprogramm der Band zu sehen waren. Für das gute Dutzend Leser, das sich entweder sehr für Evan Dando oder aber für australischen Powerpop interessiert, ist das vermutlich die zentrale Nachricht dieser Besprechung. Der Rest kann diese Liedersammlung mit wohlwollendem Desinteresse durchwinken.