Moonbug – A Journey by Steve Pike – A Film by Nichola Bruce :: Cineola 2

Soundtrack: Störgeräusche eines musikalischen Querdenkers

Als Kind glaubte Matt Johnson an das Versprechen, dass Reisen zum Mond die Menschheit zu höherer Erkenntnis führen würden. 40 Jahre später kommt dem linksaktiven The-The-Sänger, der in seinen Radiosendungen gerne das Establishment auseinandernimmt, Musik nur noch im Eigenvertrieb veröffentlicht und durch Instrumentalstücke immer mehr Fans verzweifeln lässt, die zunehmende Selbstkritik der Supermacht USA sehr entgegen – und damit seinem eigenen Lieblingsthema. Das Land der Space-Pioniere hat für Ausflüge ins All kein Geld mehr, weil sie es auf Mutter Erde ausgibt, im „Krieg gegen den Terror“. Vielleicht klingen viele der Instrumentals des Moonbug-Soundtracks deshalb so zynisch, kalt und im schaurigsten Fall so, als würde ein Seismograf in einer ungeöffneten Truhe vor sich hin tuckern. Raketenstart-Countdowns erhalten ein Hintergrundrauschen, Politiker-Reden werden mit Hall unterlegt und zerdehnt. Aufnahmen von Reden zu verfremden, ist als Satire immer ein etwas schlichtes Mittel. Auf jeden Fall sind solche Spielereien ungeeignet für den Soundtrack dieses Films. Denn Witz, geschweige denn Kälte sind bei Nichola Bruces und Steve Pikes Doku Moonbug unpassend – der Streifen porträtiert die noch lebenden „Apollo“-Astronauten mit großer Neugier. Es wirkt daher so, als wollte Matt Johnson nur ein Vehikel finden, um seine Kapitalismuskritik zu vertonen. In guten Momenten klingt Moonbug, gerade wenn die Slide-Gitarre zum Einsatz kommt, immerhin wie der böse Bruder von Brian Enos verträumten „Apollo“-Stücken. Matt Johnson fährt wirklich seinen eigenen Film.

Key Tracks: „The Evening Star“, „Between Moons“, „Earth Rise“

Sassan Niasseri

Thieves Like Us