F.S.K. :: Akt, eine Treppe herabsteigend

Buback/Indigo

Aus der Referenzhölle: starke, stoische „Rockmusik“ mit vielen An- und Abführungen

Kann man das neue F.S.K.-Album ohne Beiblatt hören? Geht schon, wäre aber nur die halbe Freude. Wer hat denn immer den kompletten Referenzapparat parat, in dem die Anspielungen, die Neuentwicklungen, Verwirrspiele und Umformatierungen der Münchener zu entschlüsseln sind? Ganz vordergründig ist Akt, eine Treppe herabsteigend eine Rockplatte geworden, aber mit all den An- und Abführungen, die davon erzählen, was man mit dem alten Affen Rock anstellen kann, wenn man ihn in Trackform gießt oder als Disco-Edit spielt. Es ist das Gegenprogramm zu den letzten F.S.K.-Platten, auf denen technoide Strukturen in Bandrahmen und Songform erprobt wurden. Thomas Meinecke und Wilfried Petzi lassen ihre Gitarren rückkoppeln, Justin Hoffmann hat die Gitarre gegen den Synthesizer getauscht und wenn Carl Oesterhelt den stoischen Moe-Tucker-Bumms aus der Kiste holt, sind wir nah an F.S.K.-Frühwerken wie Stürmer. Band- Befindlichkeiten treten hinter Bewegungen und Symbolik zurück (die Ohrfeige, die Beate Klarsfeld Kanzler Kiesinger 1968 wegen seiner Nazi-Vergangenheit verpasste, wird Songtitel). Michaela Melian verläuft sich „Unter dem Regenbogen“ im Zaubergarten von Oz, wo der Blues noch taufrisch auf den Wiesen liegt und von der Band als eine Art Loop aufgesammelt wird. Transatlantische Irritationen, ein Dauerbrenner bei F.S.K. Die Rückkoppelungen fragen nach den Möglichkeiten der Rekontextualisierung von Velvet Underground, sie spielen mit dem „geilen Sound“, der im Diskurs seine wahre Schönheit findet. Denkmusik zum titelspendenden Denkbild „Nude Descending A Staircase“ (Marcel Duchamp). Akt, Handlung, Bewegung.

Key Track: „Unter dem Regenbogen“