Allo Darlin‘ :: Europe
Fortuna Pop!/Cargo
Die Londoner mit zum Teil australischen Wurzeln leben weiter ihren C86-Traum.
Vor ein paar Jahren ist für Elizabeth Morris ein Traum in Erfüllung gegangen. Die Australierin lebte schon eine Weile in London und versuchte, in der dortigen Bandszene Fuß zu fassen. Plötzlich erhielt Morris einen Anruf von Amelia Fletcher, die für ihre Band Tender Trap eine Keyboarderin und Gitarristin benötigte. Da dürfte Morris der Hörer aus Hand gefallen sein. Fletcher war immer eine Göttin für sie. Eine Göttin, die dem C86-Sound und Twee-Pop seit ihrer Zeit bei Talulah Gosh gegen alle Trends von außen die Treue gehalten hat. Allo Darlin‘ ist Morris‘ eigene Band, sie hört sich an, als sängen Fletcher und Talulah Gosh noch mal ihre von großartig dilettantischem Geschrammel begleiteten Oden an die ewige Jugend. „We’re still young“, heißt es bei Allo Darlin‘ jetzt, vorgetragen im vollen Brustton der Überzeugung. So geht das die ganze Zeit. Morris singt und erzählt ihre Geschichten, während sie von der Band eher unauffällig begleitet wird. Das längere und irgendwie hübsche instrumentale Klingelgitarren-Outro in „The Letter“ ist die absolute Ausnahme. Davon könnte man mehr vertragen. Dass Allo Darlin‘ aber nicht zu sehr ausscheren sollten, merkt man an der Ballade „Tallulah“ (hier ist das Go-Betweens-Album gemeint, auch nicht schlecht). In dem Song stirbt Morris fast vor Wehmut. Sie denkt an alte Zeiten zurück und schickt in Berlin eine Postkarte nach Australien, auf der ausgerechnet ein fetter Mann zu sehen ist, der eine Wurst in sich hineinstopft. Wir meinen: Da muss jemand noch an seinem Europa- und Deutschland-Bild arbeiten.
Key Tracks: „Neil Armstrong“, „Capricornia“, „The Letter“