T. Rex

Electric Warrior – 40th Anniversary Edition

A&M/Universal

Ein Meilenstein wird 40: Wie der Elektrische Krieger zum König des Glam Rock avancierte.

Als T. Rex im September 1971 Electric Warrior veröffentlichten, galten sie international als Sensation des Jahres. Sogar Amerika streckte sein Fühler nach dem Quartett aus, das von Sänger, Gitarrist und Komponist Marc Bolan diktatorisch geführt wurde: Ein britischer Top-zwei-Hit („Ride A White Swan“) sowie zwei europaweite Nummer-eins-Platzierungen („Hot Love“, „Get It On“) in Folge hatten das Ego des Londoners anschwellen lassen. Noch hielt sich aber im Zaum, was zwei Jahre später das rasche Ende der Bolanmania einläuten sollte: Brandy- und Kokainkonsum, gepaart mit maßloser Selbstüberschätzung und Kreativitätsanämie. Eigentlich wollte Bolan als zweites Werk nach der Namensverkürzung seiner Band von Tyrannosaurus Rex auf T. Rex zuerst ein von J.R.R. Tolkien inspiriertes Konzeptalbum namens „The Children Of Rarn“ verwirklichen. Doch dann kam ihm die glorreiche Idee, wie Bolan-Biograf Mark Paytress in den Liner Notes Produzent Tony Visconti zitiert, eine Reminiszenz an die Rock-Idole seiner Jugend zu richten: „The next album got to be a real rocker“, bestimmte Bolan. Es wurde mit Perkussionist Mickey Finn, Schlagzeuger Bill Legend und Bassist Steve Currie sowie den Gästen Ian McDonald (Saxofon), Burt „Mel“ Collins (Flügelhorn) und den Chorjungs Howard Kaylan und Mark Volman in London, New York und Los Angeles aufgenommen. Visconti, der für den neuen Mix, die zahllosen Bonus-Tracks auf der zweiten CD und die Auswahl der Video-Clips (u.a. „Top Of The Pops“, „Beat Club“) auf der Super Deluxe Version der Electric Warrior 40th Anniversary Edition verantwortlich zeichnet, erinnert sich auch, dass Bolan während der Zeit im Studio praktisch nur alten Rock ’n‘ Roll und Rockabilly hörte. Wirkung zeigte der Gitarrenunterricht, den Bolan bei Eric Clapton im Vorjahr genommen hatte, wenn er sich famos im zeitlupenhaften 12-Takter „Mean Woman Blues“ austobt, im atonalen „Rip Off“ Faith No More vorwegnimmt und in „Mambo Sun“, „Planet Queen“ und „The Motivator“ derbe rockt. Einige Hommagen finden sich auch: „Jeepster“ zollt Howlin‘ Wolf, „Get It On“ Chuck Berry und „Monolith“ Gene Chandler Tribut. An die Akustikära von Tyrannosaurus Rex erinnern „Girl“, „Cosmic Dancer“ und „Life’s A Gas“.

Neu auf Vinyl

Der Rhythm’n’Blues von Bo Diddley war immer eine Spur dreckiger als der seiner Zeitgenossen Elvis Presley, Little Richard und Chuck Berry. Bo Diddleys (manchmal leicht übersteuert aufgenommener) Gesang, die Fuzz-Gitarre, der rumbahafte „Bo Diddley Beat“ sind als Pionierleistungen in die Geschichte der Rockmusik eingegangen. Bo Diddleys erste beide Alben, 1957 und 1959 auf dem Chess-Label erstveröffentlicht, Bo Diddley und Go Bo Diddley (Rumble/Cargo), enthalten die musikalische Essenz des im Jahr 2008 im Alter von 79 Jahren verstorbenen Altmeisters. Und jede Menge Hits, die zu Rock’n’Roll-Standards wurden: „Bo Diddley“, „I’m A Man“, „Diddley Daddy“, „Pretty Thing“, „Crackin‘ Up“.

Als Alvin Lee, Leo Lyons, Chick Churchill und Ric Lee am Sonntag, 17. August 1969, um 20 Uhr ihren anderthalbstündigen Auftritt beim Woodstock-Festival beendet hatten, sollte nichts mehr so sein wie früher für Ten Years After. Aus der kleinen britischen Blues-Rock-Band waren Superstars geworden, die ab da Normalo-Mucker-Rock in großen Stadien spielen würden. Ein paar Monate vorher, im Februar 1969, war Stonedhenge (Music On Vinyl/Cargo) erschienen, das dritte und nach Anti-Blues-Rock-Maßstäben, beste Album der Band. Mit jazzig-swingenden Improvisationen, psychedelischen Effekten, minimalistischen, Percussion-getriebenen Songs, atmosphärisch und spannungsgeladen. Freilich enthielt Stonedhenge auch die üblichen Übungen in Blues- und Boogie-Rock. Und wenn sie nicht gestorben sind, spielen Ten Years After heute noch auf dem Bikerfestival in Fürstenfeldbruck.

Man darf das Das beige Album (Grand Hotel Van Cleef/Indigo) von Olli Schulz & Der Hund Marie, aka Tomte-Keyboarder Max Schröder, getrost als „Durchbruchsalbum“ bezeichnen. Es wurde 2005 veröffentlicht, zu einer Zeit, in der die „Neue Deutsche Popmusik“ im Fahrwasser von Wir sind Helden noch in voller Blüte stand. Das beige Album ist eine Sammlung von Liedern zwischen Melancholie und Kalauerei, die ihre soundästhetische Nähe zu Tomte nicht verleugnen wollte und von den musikalischen Fähigkeiten Schröders profitiert. In den folgenden Jahren erlangte Olli Schulz fame in der Indie-Szene und wurde zum Mike Krüger des deutschen Indie-Pop. Das beige Album kommt als 180-Gramm-Vinyl mit Textblatt auf der Innenhülle und MP3-Downloadcode.