Tribes :: Baby

Island/Coop/Universal

Von den Kollegen zur „Future Of Rock’n’Roll“ erklärt: Der alte Affe Rock hat sich noch einmal sonntagsfein gemacht.

Dass man sich als Rockband ein Jahrzehnt nach den Strokes auf unsicheres Terrain begibt, gehört zum Basiswissen jedes Indie-Musikers dies- und jenseits des Atlantiks. Welche schmalen Gassen, welche Spielarten und Neudefinitionen dem ehemaligen Branchenführer Rock noch offenstehen, das konnte man vielleicht bei ein paar Sub-Pop-Bands nachhören, bei My Morning Jacket oder James Murphys LCD Soundsystem (auf die gitarrigen Tracks reduziert). Aber sonst? Erst einmal muss man Tribes loben, die trauen sich was. Wer hat zuletzt noch so eine unverschämte Polter-Hymne wie „Whenever“ rausgehauen, wer scheute sich nicht, wie David Bowie im schönsten Delay zu eiern? So lächerlich, so theatralisch, oder doch so sexy? Johnny Lloyds Stimme überschlägt sich bisweilen, als hätte man ihn direkt aus einem alten Suede-Song ins Hier und Jetzt gebeamt, der Sänger auf einer Bahre liegend und sich vor Schmerz krümmend, über den ewig gestrigen Riffs und gigantischen Schießbudenfiguren extemporierend. Ja, das ist auch eine Umschreibung für Stadionrock. Die Liveshows der Briten sollen nachgerade ekstatische Reaktionen gezeitigt haben. Der alte Affe Rock hat sich noch einmal sonntagsfein gemacht. So, und nur so, mag man ihm die größten Dummheiten verzeihen.

Key Tracks: „Whenever“, „We Were Children“, „Nightdriving“