Fun.

Some Nights

Fueled By Ramen/Warner

Klinisch sauberer Poprock. Oder ist’s Rockpop? Auf jeden Fall ist Some Nights so sehr aufgeblasen, dass einem als Hörer die Luft wegbleibt.

Das Problem an der Ambition ist doch, dass sie das Kleine, das Bescheidene vernichtet. Sie wirft einem Knüppel zwischen die Beine. Obwohl, nein. Das ist Blödsinn. Sie sorgt dafür, dass die Beine nicht einfach laufen, wie Beine das für gewöhnlich tun, sondern schickt sie auf Umwege. Und Umwege verschwenden Lebenszeit. Die Geschichte von Nate Ruess ist eine jener Ambitionen. Ruess sang bis vor einigen Jahren bei The Format. Eine kaum erfolgreiche Indie-Band, die zuckrige, aber für den Mainstream immer etwas zu zerfaserte Psychedelic-Kammer-Pop-Punk-Songs schrieb. 2008 lösten sich The Format auf, und Ruess gründete Fun. Die Songs waren ähnlich, die Inszenierung etwas deftiger. File under: Musik, die man hört, wenn man auch Panic! At The Disco gut findet. Danach gerieten die Dinge irgendwie außer Kontrolle. Ruess würde das vermutlich anders formulieren. Vermutlich würde er sagen, dass er danach die Kontrolle erst erlangte, was es aber nicht besser machen würde. Denn Some Nights ist keine besonders gute Platte. Jeder Ton verrät, wo die Band mit ihrem zweiten Album hin möchte: nach ganz oben. Und um das zu erreichen, bemüht man sich um maximale Glätte, aber auch um maximalen Wumms. Autotune? Natürlich. Und natürlich ärgerlich. Zum Beispiel in „We Are Young“. Kann man so einem sauguten Song, der alles Potenzial der Welt besitzt, nicht einfach seinen angesoffenen Übermut lassen? Manierismen? Und wie! Man höre sich einfach mal das Intro an. Kitsch? Trieft aus Songs wie der Wird-schon-wieder-Hymne „Carry On“, die des Weiteren mit einem der ekligsten AOR-Gitarrensoli der vergangenen Jahre auftrumpft. An manchen Stellen funktioniert der Versuch, zeitlose Popsongs zu schreiben, ganz gut. Dann ist’s die Art leicht verzwirbelter Mainstream-Pop, die Kollegen wie Mika zelebrieren. „All Alright“ ist mit seiner Gegenüberstellung von harschem Beat und Easy-Pop der I’m-From-Barcelona-Schule eigentlich ganz schön. Über den meisten Songs liegt aber eine von Jeff Bhasker (Lana Del Rey, Drake, Bruno Mars) aufgeschmierte Produktionssuppe, die die Platte vielleicht tauglich fürs US-Formatradio, aber auch völlig beliebig macht. Key Tracks: „We Are Young“, „All Alright“