Jethro Tull :: Aqualung – 40th Anniversary Special Edition

Der Prog-Rock-Klassiker von 1971 - Forscher und Fans werden mit ein paar unveröffentlichten Tracks, Erklärstücken und Erinnerungsfotos gut bedient.

20th, 30th oder 40th Anniversary Special Editions von sogenannten Großtaten des Rock und Pop sind mit der üblichen Vorsicht zu genießen, die Produkte sich verdienen, mittels derer die Plattenindustrie dem Publikum ein letztes Mal die Goldenen Jahre verkaufen kann. Hinter der „Special Edition“ im Titel verbergen sich dann ein paar bislang unveröffentlichte Live-Aufnahmen oder Studio-Tracks, die die Genese der Großtat eventuell illuminieren, im besten Fall ein Booklet mit lesenswerten Liner Notes und schicken, alten Fotos fürs Erinnerungskino des Fans. Die Wiederveröffentlichung des Jethro-Tull-Millionsellers Aqualung von 1971 gehört letzterer Sorte an, Dom Lawsons Text im Booklet schließt ein Interview mit Bandleader Ian Anderson ein, der über den Einfluss von Bert Jansch und Roy Harper spricht und das Thema „Globalisierung“ aus den Lyrics von „Locomotive Breath“ rauskitzelt. Aqualung war für viele erst einmal das Album mit dem Hit „Locomotive Breath“, jenem Song, der der SWF-3-Hörerschaft über Jahrzehnte erzählte, was guter Rock sein sollte. Die interessanteren Beiträge der Band zur Rock-History sind in der Rückschau eher die langen Entwicklungsstücke, in denen Anderson seine Liebe zum Folk (auch als Flötist) ausspielen darf; im Falle von „My God“ besitzt die neunminütige frühe Version auf CD 2 einen deutlichen Dynamik-Vorsprung. Und von allen Streichern befreit, klingt „Wond’ring Aloud“ im Jahr 1970 unprätentiöser, zeitloser als die Albumversion später. Wer im Werk der literarisch-komödiantisch veranlagten Britrocker nach solchen Feinheiten sucht, ist mit der Geburtstagsausgabe gut bedient.