Geh mit ihm ins dunkle Abenteuerland: Der Atmosphäre-Folk-Songwriter Nick Talbot bleibt bei seinen Leisten.

Einer wie Nick Talbot wird sein Jugendzimmer niemals verlassen. Die echte Welt kann ihm gestohlen bleiben – was immer das sein soll, diese „echte Welt“, sie ist auf jeden Fall nicht die seine. In der von ihm erschaffenen Traumwelt ist freilich auch nicht alles Milch, Honig und Goldtaler­regen, denn Talbots Melancholie ist allmächtig, sie fließt als Blut-Schwermut-Gemisch durch seine Adern. Sie schwappt so auch in die Fantasie hinein. Und sein Spiel mit dunklen Mächten, der Nacht und ihren Geistern, all die Bilder, die ihn von der Inszenierung seiner Moll-Musik bis in seine Lyrics begleiten – das ist der Thrill, den er braucht. Die besten Gravenhurst-Momente waren schon immer die, in denen der Arrangeur Talbot das Zusammenspiel von nackter Akustikgitarre und atmosphärischen, an Shoegaze bis Ambient geschulten Klangbildern perfekt aufeinander abstimmte. Und in denen er als gefühlvoller Sänger, der sich selbst im Chor begleitet, ausschließlich wohlige Erinnerungen an Simon & Garfunkel weckte. The Ghost In Daylight hat viele solcher Momente. Dass das fünfte Gravenhurst-Album ein wenig elektronischer gehalten ist – die Bezugspunkte sind hier auch eher Depeche Mode oder Broadcast als z.B. The Orb – und Talbot sich auch schon mal für einen längeren Taumel mit der weit aufgedrehten, verzerrten E-Gitarre im Kreis dreht, bleiben da letztlich Fußnoten. Am Ende muss klar sein: Niemals wird auch nur eine Akkordfolge oder ein Satz von Gravenhurst uns etwas erzählen über unsere Welt und unser Leben, in der Milch auch mal schnöde vergärt. It’s all about Kunsthandwerk und schöne Lieder. Manche davon sind aber eben sehr schöne Lieder. Key Tracks: „The Prize“, „Islands“