John Barry :: The Bee’s Knees – The EMI Years 1957-1964

Parlophone/EMI

Soundtrack: Geschüttelt, aber nicht gerührt: John Barrys frühe musikalische Visionen für das Kino

Fluch und Segen in einem blieb für den im Januar 2011 im Alter von 78 Jahren verstorbenen britischen Komponisten John Barry lebenslang jenes Kapitel, dem er seine ungeheure Popularität überhaupt zu verdanken hatte: Bis zum Jahre 2001 beschäftigen sich Gerichte mit dem Zwist zwischen Barry und seinem Kontrahenten Monty Norman, wer den nun das legendäre James-Bond-Thema verfasst habe. Barry zog letztendlich den Kürzeren, weil Norman beweisen konnte, dass er das Grundmotiv schon Jahre zuvor in einem Musical verwandt hatte. Gleichzeitig gab Norman aber zu, dass das sparsame Arrangement ausschließlich auf Barrys Konto ging. Dass es noch viel mehr als James Bond in John Barrys ereignisreicher Karriere gab, unterstreicht das 3-CD-Set The Bee’s Knees – The EMI Years 1957-1964 – randvoll gefüllt mit 92 Tracks. Schon seit frühester Kindheit war John Barry musikbegeistert. Nach seiner Ausbildung zum klassischen Pianisten stürzte er sich nach dem Krieg zunächst in den Jazz, dann zur Mitte der Fünfzigerjahre mit seiner Combo The John Barry Seven kopfüber in den Rock’n’Roll. Anfangs versuchte sich Barry als Frontsänger („Let’s Have A Wonderful Time“, „Rock-A-Billy Boogie“) zu etablieren, bald jedoch spielte die Band ausschließlich rein instrumentales Material („Pancho“, „Hideaway“). Ein erster eindrucksvoller Soundtrack gelang Barry 1959 zu dem damals als Skandal gewerteten Kinoerfolg „Beat Girl“ („Heiß auf nackten Steinen“) mit Großbritanniens Teen-Idol Adam Faith – es steckte sogar schon ein wenig James Bond drin. Parallel schraubte Barry an beiden Brennpunkten – als Bandleader und als Filmkomponist – weiter: „Skid Row“, „Rocco’s Theme“, „It Doesn’t Matter Anymore“, „Rodeo“, „Zapata“, „Man From Madrid“ und „Watch Your Step“. Aber erst mit dem Thema zu „James Bond – 007 jagt Dr. No“, dem ersten Bond-Film mit Sean Connery in der Titelrolle, gelang dem Komponisten im Jahr 1962 der Durchbruch. Songs wie „Roman Spring Of Mrs. Stone“, „The Party’s Over“, „The Human Jungle“, „Theme From Seance On A Wet Afternoon“ und „Cherry Pink And Apple Blossom White“ zeigen die typische Handschrift Barrys. In späteren Jahren ging der Komponist, der viermal verheiratet war (u.a. auch mit Serge Gainsbourgs Muse Jane Birkin) und 1976 in die USA übersiedelte, zu seinen frühen Erfolgen auf Distanz – vor allem aber zu den Bond-Scores. Doch gerade diese bleiben trotz später Erfolge wie „Der mit dem Wolf tanzt“ essenziell für sein Werk.

Antonio Carlos Jobim

Original Album Series

The Wonderful World Of Antonio

Carlos Jobim *****