Gestohlene Zeit – „Momo“ von Johannes Schaaf :: Kinostart: 17. Juli
Erfolgsautor Michael Ende sitzt in der guten alten Eisenbahn und läßt sich von John Huston eine Geschichte erzählen. Die hat Ende sich einmal ursprünglich selbst ausgedacht und alleine in Deutschland mehr als fünfmillionenmal verkauft: „Momo“. In einem idyllischen kleinen Städtchen lebt das Kind Momo (die zehnjährige Frankfurterin Radost Bökel mit großen Kulleraugen) und kämpft gegen die Zeitdiebe, fiese graue Glatzköpfe, die wie Vampire den Menschen Muße und Glück stehlen.
Der geschäftstüchtige Produzent Horst Wendlandt hat mit einem überwiegend italienischen Profi-Team und dem deutschen Regisseur Johannes Schaaf das Märchen irgendwo im Niemandsland zwischen Parabel für Erwachsene und naiver Gute-Nacht-Geschichte für die lieben Kleinen angesiedelt. Anders als bei der Verfilmung des Ende-Seilers „Die unendliche Geschichte“ hat man bei „Momo“ weitgehend auf technische Effekte verzichtet und auf Endes Fabulierkunst gesetzt. Kamera und Ausstattung machen Anleihen beim expressionistischen Film der 20er Jahre. Fritz Lang und Dr. Mabuse grüßen aus den Kulissen. Der schwerkranke John Huston schleppt sich als gottähnlicher „Meister Hora“ durch Pappdekorationen, und Regisseur Schaaf quält jedes Bild auf Kunst — ein Erwachsener, der nicht kindlich naiv ist, sondern via Intellekt Kindlichkeit vortäuscht. So entstand ein Film, der Zuschauer von jung bis alt um ihre Zeit bringt.
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