+Dome :: Rice Is Nice/Popfrenzy – Australien-Import

Mit Gerechtigkeit hat das nichts zu tun: Das zweite Album von Australiens verkanntem IDM- und Ambient-Genie wartet noch immer auf einen europäischen Vertrieb.

Erklärungsnöte allenthalben. Warum bloß wird dieses phänomenale Werk südpazifischen Musikertums völlig abgeschottet vom Rest der Welt und ist nur über den Importhändler des Vertrauens erhältlich? Genau wie schon das großartige Debütalbum von Seekae. Das weiß keiner. Ignorieren ist aber nicht, diese Platte gehört auf den Radar eines jeden rechtschaffenden Hörers elektronischer Musik. Eine Liaison analoger Chordexperimente und clubaffiner Rhythmen. Ganz Faule hören aus dieser Musik Mount Kimbie heraus und ziehen das Britische ab. Es fehlen die Dubstep-Adern, dafür gibt es mehr Raum für Ambientpassagen und verspielte Kuriositäten. Musik, die live gehört werden will, Instrumente paaren sich mit Korgs und MacBooks, Gitarren laufen zu Drumsamples – das hat fast mehr mit Lagerfeuer zu tun als mit dem Tanzboden. Fast. Auf diesem Album gibt es so viele Momente des Ein- und Ausbruchs, Strukturen werden zerlegt und Songpfade verworfen. Es ist vocalarmes Storytelling einer ganz besonderen Geschichte. „3“ ist ein Beispiel dafür, aber auch für die definitive Architektur musikalischer Spannungsbögen. Was mit leichtem Beat und Gitarreneinsatz beginnt, bremst sich einfach aus, nur um mit einem Breakdown zu enden, der sowohl in den Club zeigt, als auch Halt unter der Haut macht. „Two“ (sie haben was für Zahlen übrig) teast mit bedrohlichen Synths, schlägt dann unverhofft Haken und wird zu einem klackernd-pochenden Soundkonstrukt. Zahlreiche dieser originellen Momente durchziehen dieses immerfort beeindruckende Album, auch in „Mingus“, wenn die luftige Melodie von Helium inhalierenden Geistern vorgesäuselt wird und aus dem Hinterhalt trotzdem der Song noch einmal losbricht. Das muss man einfach gehört haben. Vielleicht erbarmt sich ja doch noch ein europäisches Label, irgendwann dieses Album zu veröffentlichen. Aber sagt nicht, ihr wäret nicht gewarnt worden.

Key Tracks: „3“, „Two“, „Mingus“

Christopher Hunold