Past Life Martyred Saints :: Souterrain Transmissions/Rough Trade

Kunst, Kunstgewerbe und ein paar Songs, bei denen die Form über der Substanz steht

Bei Song Nummer eins haut eine alte Showbiz-Regel noch hin. „Beginne mit einem Erdbeben, und steigere dich dann langsam“ trifft auf „The Grey Ship“, einen strammen Siebenminüter, komplett zu. Wir hören psychotischen Folk, lauschen einer Spoken-Word-Performance, lassen uns dann zudröhnen von einer zünftigen Grunge-Schrabbeligkeit und enden zusammen mit Erika M. Anderson, die sich beim Musikmachen kurz und knapp EMA nennt, wieder beim psychotischen Folk. Keine Frage: „The Grey Ship“ ist ein Song mit Struktur und Substanz, mit klaren Ideen und einer gelungenen Umsetzung. All das kann man von den meisten anderen Songs auf Past Life Martyred Saints, dem Debütalbum der Kalifornierin, leider nicht behaupten. EMA, die auch schon in anderen Konstellationen unterwegs war, weiß eine Menge über Populärmusik. Aber leider nicht genug, um zu wissen, wann es geraten ist, auch einmal etwas wegzulassen. „Milkman“ hat, genau wie „The Grey Ship“, vieles – aber leider keine Struktur. Dort wie auch in „Butterfly Knife“ verpasst das Geräuschkonglomerat dem Song diverse Beulen, wird die Kunst ganz schnell zum Kunstgewerblerischen, und dann ist Past Life Martyred Saints nur noch anstrengend. Und nervt wie zehn Drahtseile.