Favez :: En Garde!

Rock, wie er klassischer kaum sein könnte.

Chris Wicky hat einmal erzählt, Rockplatten sollten aus nicht mehr als zehn Songs bestehen und höchstens 40 Minuten lang sein. Der Sänger, Gitarrist und Songschreiber von Favez hat diese Prinzipien nun selbst missachtet: En Garde! zählt zwölf Lieder und dauert eine Dreiviertelstunde. Sonst aber ist man sich treu geblieben: Das siebte Album der Band aus Lausanne ist Rock – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Langsame Balladen, schnelle Rocker und mittelschnelle Hymnen: Feinster Bierdosenrock mit klassischen Gitarren-Riffs, einem solidem Schlagzeugherzschlag und eingängigen Melodien. Überraschungen sind nicht vorgesehen, aber doch ist für Abwechslung gesorgt: „End The Show“ basiert auf einer Pianofigur, durch „Under The Sun“ wabert eine Slide-Gitarre. Kurz: Favez erfinden die Rockmusik nicht neu, aber sie verwalten unter der Regie des Produzenten Andrew Scheps (Red Hot Chili Peppers, Johnny Cash, U2) das Erbe mit geradezu Schweizerischer Gründlichkeit. Sie haben ein paar gute Songs verfasst und versuchen ansonsten nicht einmal den Eindruck zu erwecken, ihr Sound sei zeitgemäß. Stattdessen spielen sie sich mit stoischer Ruhe und großem handwerklichen Geschick durch das Programmspektrum des Classic-Rock-Radios. Das darf dann durchaus auch mal ein paar Minuten länger dauern.