Ein kreativer Charmeur, von Selbsthass getrieben. :: Gainsbourg

Prokino

Der längste Gitanes-Werbespot aller Zeiten: Brillant inszenierte Lebensgeschichte des größten französischen Popstars, Serge Gainsbourg.

Dass Serge Gainsbourgs Leben als Stoff für die große Leinwand geeignet ist, mag vordergründig an seinen amourösen Abenteuern liegen: Obwohl physiognomisch nicht gerade mit überbordender Schönheit gesegnet, verfielen ihm die Damen gleich reihenweise, Juliette Greco etwa, Brigitte Bardot und Jane Birkin. Derlei historisch überlieferte Promidichte ist für einen Filmemacher natürlich die perfekte Steilvorlage, aus einer singulären Biografie wird auf diese Weise nämlich ganz schnell das Sittengemälde einer ganzen Ära. Doch Regisseur Joann Sfar hat bei Gainsbourg die richtigen Prioritäten gesetzt. Es geht nicht um den Mann, der Brigitte Bardot zum Ehebruch verleitete, sondern um einen von Zweifeln und gelindem Selbsthass getriebenen Künstler, dessen kreative Talente elegant bis dramatisch ins Destruktive abglitten. Als perfekter Kunstgriff erweist sich dabei Sfars Idee, dem charmanten, humorvollen und sympathischen Dauerraucher Gainsbourg immer wieder ein Alter Ego zur Seite zu stellen, eine arrogante, zynische und selbstzerstörerische Karikatur seiner selbst. Was furchtbar hätte ins Auge gehen können, denn die zwei Seiten einer Persönlichkeit mit zwei Figuren darzustellen ist nun wirklich nicht gerade subtil. Doch Gainsbourgs böser Geist ist nicht laienpsychologisch aufgeblasen, sondern verleiht dem Film eine beinahe märchenhafte Dimension. Als wahrer Glücksgriff erweist sich auch Hauptdarsteller Eric Elmosnino, zum einen, weil er Serge Gainsbourg tatsächlich erstaunlich ähnlich sieht, zum anderen, weil er diese Ikone der französischen Popkultur erfrischend natürlich zum Leben erweckt. Zu diesem Leben gehörten bekanntlich jede Menge Skandälchen und Skandale, die Joann Sfar jedoch nicht über Gebühr strapaziert, sondern als das darstellt, was sie eben waren: mehr oder minder unvermeidliche Nebenprodukte eines Künstlers, der mit der Rolle des Rebellen und Provokateurs zeit seines Lebens kokettierte. Oder besser gesagt: kokettieren musste, um nicht im Mittelmaß zu versauern.