bachCage :: Deutsche Grammophon/Universal

Der Klassik-Wundertäter schlägt eine Brücke zwischen Barock und Moderne.

Francesco Tristano hat mal eben einen Dancefloor im Konzertsaal verlegt. Solch ein Wunder, wie selbstverständlich klassische Musik und Techno zusammen zu denken, kann man von dem 29-jährigen Luxemburger nicht alljährlich erwarten. Also zieht er sich für bachCage auf ein für Konzertpianisten vertrautes Terrain zurück und spielt Stücke von Johann Sebastian Bach und John Cage. Allerdings werden die Tänze, Duette und Etüden nicht, wie man Tristano und seinem Produzenten Moritz von Oswald wohl auch zugetraut hätte, ineinandergemixt, sondern fein säuberlich getrennt hintereinander gespielt. Im Zentrum dieses eher vorsichtigen Brückenschlags zwischen Barock und Moderne stehen Bachs „Sechs Partiten“ und Cages „The Seasons“. Tristano betont bei Cage dessen gewöhnlich eher verschüttete lyrische Qualitäten. Währendessen arbeitet er aus den Bach-Stücken vor allem die rhythmischen Ideen heraus und entdeckt in ihnen sogar eine Nähe zum maschinenhaften Charakter eines modernen Dance-Beats. Ecstasy-Ausgabe an der Konzertkasse ist demnächst trotzdem nicht zu befürchten.