Diverse :: The Karindula Sessions
Crammed Discs/PIAS/Rough Trade
Tradition, Gegenwart, stolze Regionalmusik. Der Sound des jungen Kongo entsteht mit Ölfass, Ziegenhaut und Milchpulvertüte.
Was für Footwork in Chicago (USA) die Synkopen aus der Drum Machine sind, ist für Karindula in Lubumbashi (Kongo) das Schrammeln, das die Musiker mit dem aus Ölfass, Ziegenhaut und Milchpulvertüte gebauten gleichnamigen Instrument produzieren. Drum Machine und Karindula fungieren als Taktgeber ganz unterschiedlicher Musikstile, deren Herkunftsorte 11.000 Kilometer voneinander entfernt sind und doch einen kleinsten gemeinsamen Nenner besitzen. Sie werden von einer auffälligen Tanzkultur begleitet. Das ist jetzt auf der DVD, die den Karindula Sessions beigelegt ist, zu besichtigen: Die vier jungen Bands, die Congotronics-Produzent Vincent Kenis in seinem 90-minütigen Film vorstellt, spielen auf den Hinterhöfen der Minenstadt Lubumbashi; ihre Entertainer tanzen auf den Knien, balancieren, während sie mit den Hüften kreisen, alte Fahrradfelgen auf den Häuptern. Der immer wieder aufbrandende Jubel des Publikums katapultiert diese Sessions mit Tänzern und Call-and-Response-Sängern in einen speziellen Zusammenhang. Das hier ist Street Art, Regionalmusik, die aus der Tradition schöpft und mitten in der Gegenwart der jungen Generation angekommen ist. Die Tracks kreisen in Serpentinen um Gesangsthemen, die von Sänger und Chor im Wechselspiel bestritten werden, Bena Ngoma und Bana Simba zelebrieren das ekstatische 17 bzw. 29 Minuten lang. Wie’s oft so ist: Karindula gibt es nicht erst seit gestern, der Sound, der aus dem Riesenbanjo kommt, soll in den 70ern in der Bergbaugegend Copperbelt populär geworden sein (oder in Sambia, da streiten sich die Forscher), mit dieser CD/DVD liegt er dem stark interessierten Afrobeat-Publikum vor: Staunen Sie jetzt!
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