A Complete Introduction To :: Chess Records

Chess/Universal

Blues, Soul, Jazz, Rock: Pflicht-Box für geschichtsbewusste Musikpuristen.

„2120 South Michigan Avenue“ betitelten die Rolling Stones 1964 einen Instrumental-Track. Das war keine Phantasieadresse, sondern der Sitz jenes Labels, das seinerzeit in Großbritannien nicht nur auf die Stones eine unwiderstehliche Wirkung ausübte: Chess Records. Eine Geschichte, die 1947 beginnt, als die von Polen nach Chicago ausgewanderten Brüder Leonard und Phil Chess, ursprünglich Lejzor und Fiszel Czyz, sich bei der Plattenfirma Aristrocrat Records einkaufen. Drei Jahre später übernehmen beide den Betrieb, benennen ihn um und gründen weitere Sub-Divisionen. Vor allem verpflichten sie innovative Blues- und Rock-Pioniere wie Howlin‘ Wolf, Willie Dixon, Muddy Waters, John Lee Hooker, Elmore James, Chuck Berry und Bo Diddley, die zwei Jahrzehnte später eine ganze Generation junger britischer Musiker animieren, inspirieren und auch dreist plagiieren lassen sollten. 100 Tracks umfasst die 4-CD-Box A Complete Introduction To Chess Records. Diverse weitere Sets ließen sich aus umfangreichem Katalog basteln, deren Inhalt nicht von minderer Qualität wäre. 1951 fiel der Startschuss mit Jackie Brenstons „Rocket 88“. Eingespielt wurde die erste Rock’n’Roll-Hymne in den Sun Studios mit Brenstons Cousin Ike Turner und dessen Band. Beginn eines Abenteuers, das 1969 respektive 1975 endete, als die Gebrüder Chess nach und nach ihre Anteile an General Recorded Tape veräußerten. Chess Records veröffentlichte aber nicht nur Blues und Rock’n’Roll. Ramsey Lewis‘ „Wade In The Water“ wie auch „I Am The Black Gold Of The Sun“ von Rotary Connection feat. Minnie Riperton gelten als Jazz-Lounge-Klassiker. Fontella Bass, Etta James, Koko Taylor, Marlena Shaw und Sugar Pie DeSanto gingen in die Geschichte als Soul-Interpretinnen ein, die ihrer Zeit weit voraus waren. Mit Pigmeat Markhams „Here Comes The Judge“ lieferte Chess 1967 dann auch noch den ersten Proto-Hip-Hop-Titel. Ausgerechnet mit Chuck Berrys nicht ganz ernst gemeintem Novelty-Hit „My Ding-A-Ling“ endet die Werkschau. Eigentlich überflüssig zu erwähnen, dass die Rolling Stones sich dereinst nach dem gleichnamigem Song ihres Idols Muddy Waters benannten.

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