Salem :: King Night

Iamsound/Sony Music

Sie nennen es „Witch House“. Was eben so herauskommt, wenn Dead Can Dance und Newcleus zusammenstoßen.

Was ist das denn wieder für ein Unsinn? Den auch nur mittelstark angejahrten Popverbraucher befällt der nackte Kulturpessimismus angesichts dessen, wofür Salem, ein rätselhaftes Trio aus Michigan, steht. Für ein Phänomen nämlich. Für einen Trend. Für einen von Nerds fürs Nerds in Nerdhausen zusammengebastelten Nerdtrend. Man nennt ihn „Witch House“ oder „Ghost Drone“, „Zombie Rave“, „Slo Wave“ oder „Drag“. Fünf Bezeichnungen für eine Disziplin, die als Untergenre von „Chill Wave“ gehandelt wird, welches wiederum von höchstens zweieinhalb Bands auch nur einigermaßen nachvollziehbar vertreten wird. Hallo, gehts noch? Sowas denken sich vermutlich Leute aus, deren Kreativität sich darin erschöpft, ihre Blogs auf Temperatur zu halten. (Alter Punkrockerspaß: sich den halben Tag lang Bandnamen und Albumtitel ausdenken und darüber schlapp lachen. Aber da wusste man wenigstens, wie bescheuert das ist.) Man muss das alles ignorieren! Und solche Platten wie von Neon Indian, den U2 oder Beatles des „Chill Wave“ („Platte des Monats“ im ME 12/10), und Salem hören, ohne auch nur noch eine Zeile darüber zu lesen, welchem vermeintlichen Trend diese Synthesizer-Geister da huldigen. Dann hört man von Salem den Bladerunner-Soundtrack, den sie direkt von der ausgeleierten VHS-Kassette gezogen und durch ein paar Plug-Ins gejagt haben. Dazu eine alte Beatbox beatboxen lassen und runtergepitcht rumrappen – fertig ist Musik, die tatsächlich eine imposant-schaurige Wirkung entfaltet. Obwohl sie so lächerlich ist.