Josiah Wolf :: Jetlag

Anticon/Indigo

Folk, Psychedelia, Kammer-Pop. Der Bruder von Yoni Wolf (Why?) legt die Karten auf den Tisch.

Josiah Wolf hat bislang mit der Berufsbezeichnung „Drummer“ leben müssen – in der Band seines jüngeren Bruders Yoni, der als Why? einem staunenden Publikum vorführte, wie aus gewöhnlichem Hinterzimmer-Hip-Hop ein strahlendes Stück Indie-Pop erwachsen kann. Vielleicht haben die weithin bejubelten Why?-Alben ALOPECIA und ESKIMO SNOW den Multiinstrumentalisten Josiah Wolf bestärkt, ein Solo-Album von ähnlicher Grandezza aufzunehmen, das Coming Out des Drummers als Sänger und Songwriter. Vielleicht war’s die Trennungsgeschichte, die seinem Debüt vorangestellt ist, ein Songzyklus, der immer wieder auf die Verwüstungen am Ende einer elfjährigen Beziehung rekurriert, den Ortswechsel von Kalifornien in den Mittleren Westen thematisiert. Wenn man Krisenmanagement und Katharsis beiseite schiebt, dann ist JETLAG ein großartiges Stück Musik geworden. Reich an Texturen, verschwenderisch im Umgang mit Melodien und dabei immer noch ein wenig links vom Hauptfeld. Josiah Wolf hat im Vergleich zu seinem Bruder sogar das griffigere Pop-Album gemacht, anders gesagt: JETLAG legt seinen melodischen Reichtum direkt auf den Tisch, wo die Why?-Alben ALOPECIA und ESKIMO SNOW Meisterprüfungen im Fach Mutation und Manipulation waren. Marimba, Glocken, Akustikgitarrenschrummschrumm, große Chöre und veritabler Drum-Donner verleihen Wolfs Songs enorme Farbe, gleich ob er einen hübschen Folksong singt oder ein perfekt ausgeleuchtetes Stück Kammerpop interpretiert.

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