Underworld :: Barking
Vertigo/Universal
Die Techno-Daddys lassen sich unter die Arme greifen und werden wieder zugänglicher.
Allmählich musste mal eine Entscheidung her. Sollten Underworld auf ihre nicht mehr ganz jungen Tage das Randgruppendasein anstreben, wie es ATHENS, die in Richtung Jazz und Experiment gehende Compilation aus dem letzten Jahr, vermuten ließ? Oder wollen sie lieber das 90er-Revival ausnutzen, das sich seit den Comebacks von Prodigy und Massive Attack entwickelt hat? Nicht ganz überraschend hat man letztere Alternative gewählt. Underworld drängen zur Mitte des Geschehens, wo Techno auch mal zum Pop wird. Karl Hyde singt jetzt sogar richtig und macht manche Tracks zu Hymnen. Die eigentliche Nachricht aber ist, dass es sich bei den meisten Songs um Coproduktionen mit anderen Musikern handelt, die den typischen Sound des Duos kräftig aus den Angeln heben. Bei „Bird“ und „Grace“, den beiden Jobs von Dubfire, wird das nicht so offensichtlich. High Contrast, eine Galionsfigur des Hospital-Labels, verfrachtet „Scribble“ aber doch sehr auf die Drum’n’Bass-Schiene. Paul van Dyk hat sich auf „Diamond Jigsaw“ eingelassen und kehrt einmal mehr sein Faible für den Sound von New Order hervor. BARKING ist wirklich ein Album, das all jene glücklich machen wird, die im Jahr 2000 aufgehört haben, elektronische Musik zu verfolgen. Neuere Entwicklungen, etwa im Elektro oder Dubstep, bleiben außen vor. Letztendlich ist das die richtige Entscheidung. Man bleibt bei dem, was man am besten kann.
www.underworldlive.com
Dossier S. 84; CD im ME S. 20
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