John Legend & The Roots :: Wake Up

Columbia/Sony Music

Der Soul-Vordenker und die Hip-Hop-Pioniere spielen sich gemeinsam durch eine gute Stunde Covermaterial. Das Ergebnis: messerscharf groovender Neo-Soul ohne Samples und übertriebenem Produktionsschnickschnack.

Ursprünglich wollten John Legend und Roots-Drummer ?uestlove den Optimismus von Barack Obamas „Change“-Wahlkampf vertonen und das Ergebnis dann noch vor der Präsidentschaftswahl im Jahr 2008 veröffentlichen. Aus der geplanten Single, einer Neueinspielung des Harold-Melvin-Hits „Wake Up Everybody“, wurde schließlich doch ein Album. Die Zusammenarbeit gereicht dabei vor allem dem auf seinem letzten Studioalbum Evolver eher blassen Legend zum Vorteil, da ?uestlove dessen Stimme kaum nachproduziert, sondern sich traut, leichte Schieflagen zu zeichnen. So wird der Klang auch jenen Originalen gerecht, die seinerzeit das Formatradio inhaltlich wie musikalisch weit hinter sich ließen: Mike James Kirklands „Hang On In There“ ist da zu nennen, bei dem Legend und die Roots, sieht man von einer behutsamen Einkürzung auf etwa sieben Minuten ab, nah an der Ursprungsversion zu bleiben. „Hard Times“ hingegen, wohl einer der meistgesampelten Songs der Musikgeschichte, wird ein Stück weit aufpoliert, was auch daran liegen mag, dass Baby Huey und Legends Stimme nicht viel gemein haben. „Wake Up Everybody“ bekommt Vocals von Melanie Fiona und einen herrlichen Common-Rap spendiert, auf „Our Generation“ gastiert Hip-Hop-Veteran CL Smooth. Die einzige Legend-Eigenproduktion kommt am Ende: „Shine“ ist eine natürlich im höchsten Maße pathetische, aber durchaus angenehm instrumentierte Soul-Ballade im Sinne zeitgenössischer Hits wie „I Believe I Can Fly“ – nur ohne die ganze Pomade, aber mit satten, Jazz-geschulten Bläsern. Kann man hören, sollte man hören.

www.johnlegend.com