Someone Still Loves You Boris Yeltsin :: Let It Sway

Polyvinyl/Cargo

Auf dem neuen Album der Indie-Rocker bleibt wieder Luft für Melodien.

Für die Jüngeren unter den Lesern: Boris Jelzin war mal russischer Präsident. Als er 1999 zurücktrat, hatten sich Someone Still Loves You Boris Yeltsin schon in Springfield, Missouri, gegründet. Damals war Indie-Rock noch ein heißes Ding. Dafür, dass er das heute schon lange nicht mehr ist, klingt LET IT SWAY allerdings sensationell frisch. Das beginnt mit dem Eröffnungssong „Back In The Saddle“, einem wundervoll verhuschten Stück Pseudo-Country, und endet mit „Made To Last“, einer so stimmungsvollen wie sperrigen Ballade. Dazwischen schrammeln die Gitarren und stolpert das Schlagzeug, grüßen mal die Smiths, mal R.E.M., mal andere Indie-Helden ihrer Wahl. Aber das Erstaunlichste ist, dass man trotzdem nie das Gefühl bekommt, einer Retrospektive beizuwohnen. Was womöglich vor allem daran liegen mag, dass nach einigen überproduzierten Platten auf LET IT SWAY nun wieder viel Luft bleibt für die Melodien. Die schrecken zwar vor keiner Eingängigkeit zurück, aber nur selten, so in „Banned (By The Man)“ mit seinem „Nanana“-Refrain, droht der Hang zur Harmonie überhand zu nehmen. Dann aber bauen SSLYBY gerade noch rechtzeitig einen Widerhaken ein. Die alte Schule eben.

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