We Are Scientists :: Barbara

Masterswan/PIAS/Rough Trade

Nach Monaten im Komödienstadl setzen Keith Murray und Chris Cain wieder auf ihre Kernkompetenz Indie-Rock.

Es ist so eine Sache mit dem Indie-Rock und dem Humor. Immer, wenn die beiden aufeinander treffen, freuen sich alle ganz unbändig, dass sich da endlich mal jemand „nicht so bierernst“ nimmt. Wiederholungstätern wird der gleiche Kniff aber genauso schnell als abgedroschene Konzeptscheiße angekreidet. Art Brut können davon ein Lied singen, den Wombats blüht möglicherweise ein ähnliches Schicksal, wenn sie sich endlich mal mit einem zweiten Album raustrauen. We Are Scientists hatten da immer den Vorteil, dass sie ihre Monty-Python-nahe Comedy eher außerhalb ihrer Musik ausgelebt haben, in Konzertmoderationen, Videos, Webaktionen und ihrer MTV-Serie „Steve Wants His Money“. Seit Keith Murray und Chris Cain sich allerdings auch musikalisch aufs tendenziell Formelhafte zu verlegen begonnen haben, laufen sie allmählich Gefahr, ihre Band zu den Ugly Kid Joe des neuzeitlichen Indie-Rock zu degradieren. Nach dem immer noch unbesiegbaren WITH LOVE AND SQUALOR, fraglos einem der besten Debüts der an guten Debütalben nicht gerade armen Nullerjahre, hatten sich We Are Scientists mit dem umstrittenen (trotz anderslautender Meinungen mindestens passablen) BRAIN THRUST MASTERY etwas verfranst mit aufgepolsterten, polierten Arrangements und allzu schlau ausformulierten Möchtegernhits. Das neue Album BARBARA kommt nun erstmal scheinbar entschlackt daher: Mit dem Ex-Razorlight-Schlagzeuger Andy Burrows (der trotz tadelloser Leistung die Lücke, die Michael Tappers Ausstieg gerissen hat, nicht wirklich füllen kann) sind We Are Scientists endlich wieder ein echtes Trio, aber die explosive, impulsive Energie der Ur-Scientists lässt sich nicht künstlich wiederherstellen. BARBARA ist voll von (nicht großen aber) perfekten Popsongs, die kompakt auf den Punkt „funktionieren“ – aber eben nur genau das tun: Funktionieren. We Are Scientists entwickeln sich gerade zu einer Art Killers in gut. Das ist nicht, was man sich von ihnen erhofft hatte, aber es könnte Schlimmeres geben.

www.wearescientists.com

CD im ME S. 15