Surfer Blood :: Astro Coast
Kanine/Indigo
Hier spielt eine junge Band ihren scharfkantigen Songs in die Arme der Surfmusic zurück.
Ob das der neue Indie-Rock ist, wage ich zu bezweifeln. Oder genauer: Der neue Indie-Rock aus dem Geist der 1990er-Jahre? Aber so ganz sinnlos stochern all die Revival-Theoretiker auch nicht in der Rock-Referenzkiste rum, es existiert etwas im Sound dieser Florida-Boys, das Erinnerungen an die Großtaten der vergangenen Jahrzehnte wachruft. Das dürften wohl die immensen Hallräume sein, in denen die Songs dieses Debütalbums förmlich über sich hinauswachsen. Man kann mit den Gitarren in „Swim“ einmal bis ans Ende des Universums fliegen, auf dem schweren Bassriff von „Floating Vibes“ besoffen durch die Nacht bollern und schlussendlich auf einer Chormelodie noch sanft landen. In ihren besten Momenten gelingen dieser Band Surfsongs, die nur aus der Dunkelkammer ans Licht des Tages gezerrt werden mussten, damit der Welt ihre Schönheit nicht vorenthalten bleibt. Man könnte ASTRO COAST auch eine Nähe zum TUATARA-Sound der 80er-Jahre nachsagen, zu den Hymnen der Beach Boys und den Ethnopop-Erkundungen von Vampire Weekend („Take It Easy“). Das sind aber alles nur Schattierungen. Die Grundfarbe ist dunkelrot. Hier spielt eine junge Band ihren scharfkantigen Songs in die Arme des Rock’n’Roll zurück. Ein ganz großes Album ist ASTRO COAST dennoch nicht geworden. Surfer Blood tendieren dazu, sich hin und wieder hängen zu lassen („Fast Jabroni“, „Anchorage“), als müssten sie Luft holen, um die nächste Fuzz-Rock-Attacke zu fahren. Man darf dieses Hin- und Herleiern auch nicht mit einer Haltung verwechseln, wie Pavement sie perfektioniert haben. Nur, um einmal eine der großen Bands aus den 1990ern zu nennen, die bequemerweise im Zusammenhang mit Surfer Blood genannt werden.
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