Silver Columns :: Yes And Dance

Fühlt sich schon jetzt wie ein Meilenstein der Dancemusic an. Synthie-Pop aus dem Geiste des Nu Folk. Oder: Giorgio Moroder im Bett mit Electronica.

James Murphy hat jahrelang in Punk- und Wavecombos gespielt, er hat Clubs gecheckt und Bands produziert, bevor er im LCD Soundsystem jenes Format fand, in dem Dance und Rock eine Symbiose eingehen konnten – mit dem Sound von glücklichen Kühen. Adem Ilhan (Bassist in Kieran Hebdens Postrock-Outfit Fridge und Solo-Laptop-Popper) und Johnny Lynch (Songwriter mit Credits im schottischen Fence Collective) haben weit seltsamere musikalische Proberunden als der New Yorker Dance-Guru hingelegt, ihr Einfluss auf den aktuellen Dancefloor aber könnte an den Murphys heranreichen. Das Silver-Columns-Debütalbum YES AND DANCE ist das Ergebnis einer avancierten Bastelarbeit, die im Ergebnis keine Schnitt- oder Klebestellen mehr verrät, es fühlt sich schon jetzt wie ein Meilenstein an, in dem Synthie-Pop, Nu Folk und Giorgio-Moroder-Disco zu einer neuen Dancemusic zusammenkommen. Zugetraut hätte das diesen beiden Musikern in diesem Moment kein Mensch. Erfahrung revisited: Was wieder auf jenen Zeitfaktor verweist, der im heißlaufenden Download-Geschäft schon nicht mehr existiert. Die durchschnittliche Band interessiert solange, bis ihr Album im Netz „geleaked“ wurde. Die Silver Columns haben mit ihrem Genie Haus gehalten, bevor sie das Pop-Prekariat zu betanzen versuchten. Sie können so ganz nebenbei verraten, warum Folk zum Geburtshelfer des neuen Synthie-Pop werden konnte, es ist die Sehnsuchtsmelodei, die die Discokugel wieder zum Glitzern bringt. Bei „Warm Welcome“ handelt es sich um einen Singalong, der jetzt auf einer Art Dubstep galoppieren darf und mit Kirchenorgel und Motorengitarren doch ziemlich wegdreht. „It Is Still You“ war im vorigen Leben ein Rock’n’Roll-Hit und setzt jetzt bei den Silver Columns als New Wave Disco auf dem Boden des Jahres 2010 auf. Adam Ilhan und Johnny Lynch können dieses Knistern über das ganze Album aufrecht halten und verweisen die bisherigen Platzhirsche Hot Chip auf die Plätze; jetzt wissen wir auch, warum deren ONE LIFE STAND uns nicht so sehr zu gefallen wusste, wie wir anfangs vorgaben, Hot Chip beginnen in Formelhaftigkeit zu erstarren. Die Silver Columns springen gerade aus allen Schubladen und demonstrieren unter anderem, wie man die Musik von New Order mit gregorianischen Chören in eine neue Umlaufbahn schießen kann. Das Spiel mit den Referenzen ist natürlich nicht neu, aber selten war es so mitreißend wie bei Silver Columns. Hier kann man noch einmal „Brow Beaten“, den Auslöser der Columns-Mania hören, jenen Track, der schon im vergangenen Jahr die Partygemeinde im Vereinigten Königreich kirre gefahren hat. Nein, es ist kein Mash-Up aus den besten Bronski-Beat- und Communards-Sequenzen. Es ist nur das Elysium der Tanzmusik. Yes And Love.