Kristof Schreuf :: Bourgeois With Guitar
Buback/Indigo
Leise Pop-Collagen des ehemals lauten Kolossale Jugend/Brüllen-Sängers.
Kristof Schreuf war in den 80ern der Sänger der Hamburger Band Kolossale Jugend. Dort (und auch später mit seiner Band Brüllen) warf Schreuf vertrackte Assoziationsketten über Anti-Pop-Geschrammel, spuckte dem zunehmend selbstverliebten Konsens-Deutschland ins Gesicht und war mit seiner aufrührerischen Poesie und lyrischen Krawall-Attitüde die zentrale Inspiration für viele Hamburger Bands der nächsten Generation. Auf seinem ersten Soloalbum bastelt Schreuf in den besten Momenten Lagerfeuer- und Fußgängerzonen-Bastard-Pop-Kollagen aus ebenso einflussreichen wie abgenudelten Songs: Er verwebt populäre Schlagwörter, Textzeilen, Melodien und Riffs aus den letzten Jahrzehnten der Popgeschichte mit eigenen Ideen, in etwa so wie Kollagist Peter Blake Pop-Symbole neben-, über- und ineinander klebt. Im neuen minimalistischen Kontext einschmeichelnder Gitarren und mit Schreufs abwesendem Gesang wird aus Disco oder Hardrock alles Laute, Schnelle und Hysterische herausgepresst: „Let There Be Rock“ wird Folkpop. In „My Generation“ singt Schreuf A cappella den The-Who-Text über die Musik von „Scarborough Fair“. „Last Night A DJ Saved My Life“ beginnt als „Miss You“ von den Stones, wird zu „Last Night A DJ …“, zitiert Richard Hells „Blank Generation“ und tänzelt hinüber in „Don’t Let Me Be Misunderstood“. Wir spazieren durch Disco-Statements, Punkrock-Slogans, Hippiefolk, 80er-Kitsch und Hardrock wie auf dem iPod eines Ü-40-Partygängers – nur eben ohne die offenkundige Hysterie der Originale. Das hat man von Schreuf so nicht erwartet, aber genau das hat ihn wahrscheinlich für dieses Projekt begeistert.
www.myspace.com/kristof1schreuf
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