Frog Eyes :: Paul’s Tomb: A Triumph

Dead Oceans/Cargo

Die Entdeckung des Bombast im Indie-Rock. Carey Mercer kann einen Song mit der Emphase von Springsteen raushauen.

Freunde folgender Bands werden mit Sicherheit schon über den Namen Carey Mercer gestolpert sein: Wolf Parade, Destroyer, The New Pornographers, Sunset Rubdown und Swan Lake. Indie-Rock-Aufpasser werden wissen, dass das lauter Kanadier sind, vielleicht sogar verbunden in einer Idee von Opulenz im traditionell figurbetonten Postpunk. Mit seiner Band Frog Eyes hat Mercer bereits ein halbes Dutzend Veröffentlichungen hingelegt, aus deren Ecken und Enden gerne krumme Musik quoll. Mit PAUL’S TOMB: A TRIUMPH ist das anders geworden. Frog Eyes stellen ihre schönsten Soundmerkmale in den Vordergrund. Mercer und Co-Gitarrist Ryan Beattie leisten sich Gitarren-Battles im Geiste der 1970er, sie spielen da, wo’s wirklich wehtut, Melanie Campbell fährt schweres Getrommel auf, ein wenig Keyboards und Pianos, alles live aufgenommen, das muss reichen. Am beeindruckendsten ist aber die Stimme Mercers, die sich mit einer Urgewalt und einer Ungeduld durch die um die Ecke gedachten Songs fräst. Wenn er sich im neunminütigen Eröffnungstrack plötzlich auf Beats und Bass stemmt und voller Emphase ein „The river is cold“ raushaut, klingt das wie ein übersteuerter Bruce Springsteen auf der Bühne eines Broadway-Spektakels, ein Jesus der großen Gesten. Eingehüllt von einer bombastischen Garage-Rock-Band, die gerade begonnen hat zu begreifen, dass sie die Indie-Welt doch noch erobern kann – nach all den Jahren.

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