The High Wire – The Sleep Tape
Am Strand von Vancouver Island, der Heimat von Sängerin Alexia Hagen, tummeln sich Kiffer und Hippies. Trotz des regenreichen Wetters surfen viele von ihnen. Niemand surft in London, wo Alexia 2008 auf Tim Compton und Stuart Peck trifft – aber es regnet. Die Begegnung endet in The High Wire, denn Alexia stellt sich als das fehlende Etwas für die Band der beiden Londoner heraus. Der kanadische Surfspirit, relaxt, aber von gewisser Nachdenklichkeit, lässt die Jungs ein klein wenig von ihren Schuhen aufblicken. Surf Licks, entrückter Gesang und verregnet-melancholischer Shoegaze – Dream Pop 2010 klingt nach morgendlichem Dämmerzustand, nach glitzerndem Morgentau und Regentropfen am Fenster. Das verrät schon der Titel THE SLEEP TAPE des hinreißenden Debüts von The High Wire, das mit dem Lehrbuch-Opener „The Midnight Bell“ vom ersten Glockenton an verzaubert. „We’re floating down the street, so innocent and sweet“, beschreibt der Titeltrack das Album und hat damit nur teilweise Recht: Der Sound schwebt, aber unschuldig und süß ist er nicht. Dieser rohe Live-Sound lässt sich nur im rumpelnden „A Future Ending“ erahnen. In den übrigen Stücken wird er durch die Studioproduktion verschleiert, die die diffusen, zarten Duette, flüsternden Sprechgesang und verschnörkelte Details gegen die variationsreichen Gitarren heraushebt und das Aufwachen hörbar macht.
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