The Fall im Maria am Ostbahnhof, Berlin
Zu den berechenbaren Unberechenbarkeiten Mark E. Smiths gehört die sympathische Eigenschaft, vor Fall-Konzerten zum größten Teil aktuelle Songtitel auf die Setlists zu kritzeln. Das könnte auch anders sein. In der über 30-jährigen Karriere des lebenden Fossils unter den Post-Punk-Bands haben sich eine Menge (Semi-)Hits angesammelt, die einen bunten, autoreferentiellen Feier-Abend garantieren würden. Aber. Smith spielt lieber aktuelle Songs und mischt ein paar Klassiker darunter, wie „Mr. Pharmacist“, der sich in den letzten Jahren zum Konzert-Standard entwickelt hat.
Zu den Unberechenbarkeiten Mark E. Smiths gehört das: Im abgeranzten Ambiente der Maria am Ostbahnhof spielen The Fall 15 Songs, neun stammen vom Album OUR FUTURE – YOUR CLUTTER, das erst zwei Monate nach dem Konzert veröffentlicht werden soll. Außer mitreisenden britischen Fall-Heads kennt kaum jemand diese Lieder, was den Auftritt nicht unbedingt leicht konsumierbar macht. Das roh-rockende Gerumpel der unterforderten Band bringt die Soundanlage an ihre Grenzen, dazu sprechsingt Smith unverständliche Worte. Verhunzte Versionen bekannter Songs („Over! Over!“, „Scenario“) deuten darauf hin, dass auch die neuen Lieder an diesem Abend nicht unbedingt in ihrer besten Form zu hören sind. Bei „Mexico“ (auch vom neuen Album) kommt Ed Blaney auf die Bühne. Der ehemalige Fall-Gitarrist, Freund und immer noch musikalische Partner Smiths, darf gastsingen. Auch wenn sich die Band bei der Zugabe zusammenreißt, „Reformation“, „White Lightning“ und „Mr. Pharmacist“ in kompakten, knackigen Versionen spielt: dem Abend fehlt die sonisch-technoide Eleganz der Fall-Auftritte der letzten Jahre.
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